Die neue Sexualmoral in der katholischen Kirche

Der folgende Text des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ wurde auf der Vierten Synodalversammlung (8.-10.9.2022) am 8.9. 2022 abgestimmt.
Ergebnis: Im Plenum: 196 Stimmen, 82% Ja, 17% Nein, 2 Enthaltungen.
Das ist eine Zweidrittelmehrheit!
2. 57 Bischöfe: 33 Stimmen = 61% Ja. 21 #Bischöfe Nein, 3 Enthaltungen. Das ist eine einfache Mehrheit.
Der Text ist wegweisend für die universale Kirche.
Quelle 1: https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/SV-IV_Synodalforum-IV-Grundtext-Lesung2.pdf
Quelle 2: https://www.synodalerweg.de/

Präambel

Die Synodalversammlung weiß um die große Bedeutung, die einer selbstkritischen Positionsbestimmung zur Lehre unserer Kirche zu den Fragen von Liebe, Sexualität und Partnerschaft zu- kommt. Zwar ist die Sexuallehre unserer Kirche für die unerträglichen Akte sexualisierter Gewalt nicht unmittelbar ursächlich. Gleichwohl bildet sie einen normativen Hintergrund, der solche Taten offensichtlich hat begünstigen können.

Als Mitglieder der Synodalversammlung tragen wir in unterschiedlicher Weise Verantwortung für unsere Kirche. In dieser Verantwortung anerkennen wir ausdrücklich die Schuld, die durch sexualisierte Gewalt in kirchlichen Einrichtungen, Gemeinden und Gemeinschaften entstanden ist. Wir erwarten die Übernahme persönlicher Verantwortung derer, die daran (mit-)schuldig wurden. Zugleich suchen wir als Synodalversammlung Wege glaubwürdiger Umkehr.

Auch durch die Lehre zu Sexualität und die kirchliche Praxis haben sich Mitglieder unserer Kirche, aber auch die Kirche als Institution und Gemeinschaft der Glaubenden schuldig gemacht. Wir machen uns daher das freimütige Bekenntnis und die Übernahme von Verantwortung der deutschen Sprachgruppe bei der Römischen Familiensynode im Oktober 2015 zu eigen: „Kirchliche Begleitung [ist] insbesondere in Situationen der Bedrängnis gefordert […]. Hier gilt es nicht nur anzuerkennen, was die Kirche leistet, sondern ehrlich zu sagen, was wir als Kirche versäumt haben: Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Pastoral immer wieder zu unbarmherzigen Haltungen, die Leid über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete.“

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Drei Freunde

Drei Freunde treffen sich. Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist. Sie schauen auf die Erde hinunter. Da stößt der Vater den Sohn an: „Was sagst? Da läuft doch einiges schief.“ Der Sohn zum Vater: „Ich halte das nicht aus. Ich geh.“ Darauf der Geist: „Da komm ich mit.“ Der Vater meinte dazu: „Na gut, aber passt aufeinander auf.“

Gott zeigt uns sich in der Geschichte. Am Berg Sinai erscheint Gott dem Moses im brennenden Dornbusch. „Ich bin, der ich das bin.“ Sein Geist spricht in den Propheten, wie Jesaja und zeigt die Treue Gottes und wie mit seiner Hilfe Frieden möglich ist. Dann kommt Gott als Mensch und lebt 36 Jahre als Jude, erfüllt vom Heiligen Geist, in Israel. Nach seinem Tod, seiner Auferstehung und seinem Heimgang zum Vater kommt der Heilige Geist in verschiedenen Gemeinschaften und erschafft die Kirchen. Diese eine Christenheit ist ein Werkzeug des Heiligen Geistes, der Jesus und Gott Vater gegenwärtig macht. Es sind ständige Eingriffe Gottes in die Geschichte ohne die Freiheit der Menschen einzuschränken. Sie wird in der Beziehung zu ihm größer.

Michael Böhnke:„Menschenrechte müssten auch das kirchliche Recht begründen“ Westdeutsche Zeitung

Dr. Michael Böhnke, Professor an der Bergischen Universität, spricht über Meinungsfreiheit in der katholischen Kirche und Sorgen angehender Lehrkräfte.

„Der universale Anspruch der Menschenrechte, überall und uneingeschränkt gelten zu wollen“, sagt er, „stellte dabei eine Herausforderung an die Ekklesiologie, an die Lehre der Kirche, die auch das Katholische Kirchenrecht betrifft, dar. Zwar setzt sich die Kirche und setzen sich innerkirchliche Gruppierungen wie etwa Misereor oder Adveniat oft mit Nachdruck für die Achtung und Durchsetzung der Menschenrechte zum Beispiel in Flüchtlingsfragen ein“, fährt er fort, „aber das Kirchenrecht selbst trägt bis heute nur sehr eingeschränkt zur Anerkennung und Durchsetzung der Menschenrechte bei. Und hier sehe ich einen großen Nachholbedarf. Die Menschenrechte müssten genauso wie das staatliche Recht, das kirchliche Recht begründen“, denn sie fungieren gleichermaßen als Grundlage für staatliches Recht und Kirchenrecht.

Weiterlesen auf der Westdeutschen Zeitung / Quelle: Michael Böhnke: „Menschenrechte müssten auch das kirchliche Recht begründen“

Geist der Wissenschaft

Heiliger Geist,
Du Geist der Wahrheit, erleuchte mich,
damit ich ein Gespür entwickle für das Wesentliche in meinem Leben.
Du Geist der Stärke,
bewirke, dass mir Boden unter meine Füße wächst.
Du Geist der Freiheit, befreie mich,
damit ich lerne, dem Frieden und der Gerechtigkeit aller zu dienen.
Du Geist des Rates, verlocke mich,
damit ich das Abenteuer mit Gott wage.
Du Geist der Wissenschaft, lenke mein Denken,
dass ich die Schöpfung und die Geschöpfe leidenschaftlich achte.
Du Geist des Gebetes, bete in mir,
damit Gott sich in mir aussprechen kann.
Du Geist der Liebe Gottes, behüte mich,
damit ich leben kann in und aus Hoffnung auf immer.
Mit neuer Begeisterung will ich aufbrechen
und mich einsetzen für das Kommen deiner neuen Welt.

Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist,
damit wir Tag deinen Willen erkennen
und in deinem Licht das Licht sehen.
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist,
damit wir die Geister zu unterscheiden lernen.
Erhelle unser Herz, Heiliger Geist,
damit wir lieben was wahrhaft und gerecht ist
und in allem, was wir lieben, dich lieben.
Hülle uns ein in dein Licht und deine Wahrheit,
dass wir uns senden lassen in diese Welt,
dir lobsingen
und die Kraft deiner Auferstehung feiern.
Amen.

Der Geist macht frei!

Kardinal Christoph Schönborn und der Pneumatometer

„Der Hl. Geist zeigt sich ja nicht, zumindest nur sehr selten, mit Flammen und Sturm. Er zeigt sich mit dem was wir tun. Er zeigt sich in unserem Leben“, so Kardinal Schönborn in seiner Predigt im Stephansdom vor zwei Jahren. Viele Zuhörer haben das beherzigt.

Der Maßstab

Ausgehend von der Anweisung des Apostels Paulus: „Lasst euch vom Heiligen Geist leiten!“ benannte der Wiener Erzbischof Kriterien, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen und nicht vom Ungeist beherrscht zu werden. Dazu benötige es so etwas wie ein „Pneumatometer“. Die Redaktion der Erzdiözese bemerkte an: Der Duden kennt diesen Begriff als ein Gerät zur Messung des Luftdrucks beim Aus- und Einatmen. Kardinal Schönborn bezeichnet es, „als einen Maßstab für das was es heißt, sich vom Heiligen Geist leiten lassen“.

Der Geist zeigt sich im Tun

„Der Hl. Geist zeigt sich ja nicht, zumindest nur sehr selten, mit Flammen und Sturm. Er zeigt sich mit dem was wir tun. Er zeigt sich in unserem Leben. Folgt dem Antrieb des Geistes! So können wir es auch übersetzen“, so Kardinal Schönborn.

Der Neid nimmt uns die Freiheit

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Der Heilige Geist möge dich umarmen

Die Liebe Gottes zeigt sich in der Umarmung des Heiligen Geistes.

Heiliger Geist, du umarmst mich, tröstest mich und machst mich frei.
Du segnest mich, führst mich auf guten Wegen und lässt die Liebe Gottes und sein göttliches Erbarmen mich bis in die Zehenspitzen spüren.
Geist Gottes, du weitest meine Seele

Segen des Heiligen Geistes:
Der Heilige Geist segne dich, er möge dich umarmen, führe dich auf guten Wegen und lasse dir die Liebe und sein göttliches Erbarmen spüren.
Er möge dir die Seele weiten, dir Sanftheit und Freiheit zeigen und dich bewahren vor Kummer und Leid.
Der Heilige Geist möge dir deine Sinne beleben, alles zum Blühen bringen und dein Herz erfreuen.
Der Geist Gottes möge dir in der Nacht Ruhe und gute Träume spenden, dass du erwachst mit frischem Lebensmut und du erkennst: Alles wird gut.

Der Segen Gottes ist wie der Heilige Geist die Manifestation der Gegenwart Gottes. Kurt Mikula hat ein Lied geschrieben, das den Segen Gottes besingt: Der Segen Gottes möge dich umarmen. Beide, der Segen Gottes wie der Heilige Geist zeigen uns die Liebe Gottes ganz nah.

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Pater Alfred Delp: Die Sehnsucht nach dem Geist Gottes

Alfred Delp

Komm’ Heiliger Geist!
Der Heilige Geist ist der Atem der Schöpfung. Wie der Geist Gottes am Anfang über den Wassern schwebte, so und noch viel intensiver und dichter und näher rührt der Geist Gottes den Menschen an und bringt ihn zu sich selbst und über sich selbst hinaus. Theologisch ist das ganz klar.
Das Herz aller Dinge ist der Heilige Geist. Was uns Christus ähnlich macht, ist die Einwohnung des gleichen Geistes, der in ihm und in uns Prinzip des übernatürlichen Lebens ist.
Glauben, Hoffen und Lieben, die Herzschläge des übernatürlichen Lebens, sind ja nichts anderes als die Teilnahme der begnadeten Natur an der Selbstbejahung Gottes, die sich im Heiligen Geist vollendet.
So versteht man den heißen Atem des „Komm“. Es ist die erhöhte und sehr gesteigerte Adventssehnsucht, die da ruft.
Es ist der Wille aus dem Kerker, aus der Enge, der Gebundenheit herauszukommen, der dieses „Komm“ immer wieder anstimmen heißt.
Nur wer die unendliche Sehnsucht der Kreatur zugleich mit ihrer endlichen Kümmerlichkeit erfahren hat, wird diesen Flehruf echt anstimmen. Und nur so wird es wirklich ein Ruf, auf den Antwort und Erfüllung folgt.
Pater Alfred Delp, „Im Angesicht des Todes“ 1944-1945.

Alfred Delp schrieb diesen Text mit gefesselten Händen in seiner Berliner Gefängniszelle im Januar 1945, nach seiner Verurteilung durch die Nazis wegen angeblichen Hochverrats. Der Schuldspruch erfolgte am 11. Januar. Üblicherweise wurde die Hinrichtung am gleichen Tag vollzogen. Delps Hinrichtung erfolgte aus unbekannten Gründen erst am 2. Februar, dem Fest Darstellung des Herrn, damals dem Ende des Weihnachtsfestkreises.

Alfred Delp schrieb im Gefängnis über den Heiligen Geist:
„Er findet Wege und Weisen der Tröstung, er hat Arten der Aufmerksamkeit, die die Zartheit und Findigkeit menschlicher Liebe weit übertreffen.“
Aus: Alfred Delp, „Veni Sancte Spiritus“, in: Gesammelte Schriften, Bd. 4: Aus dem Gefängnis, ed. Roman Bleistein, Frankfurt (Knecht), 1984, 263-305; hier: 268 und 273

Mit Gott bin ich frei

Alfred Delp
15. September 1907 – 02. Februar 1945

Gott macht frei. Pater Alfred Delp hat am 6. Januar 1945 im Gefängnis der Nationalsozialisten mit gefesselten Händen dieses Manifest der Freiheit geschrieben:

„Der Mensch muss frei sein. Als Sklave, in Kette und Fessel, in Kerker und Haft verkümmert er. Über die äußere Freiheit hat sich der Mensch viele Gedanken und Sorgen gemacht. Das Schlimme ist, dass der Mensch sich an die Unfreiheit gewöhnt und selbst die ödeste und tödlichste Sklaverei sich als Freiheit aufreden lässt. In diesen Wochen der Gebundenheit habe ich dies erkannt, dass die Menschen immer dann verloren sind und dem Gesetz ihrer Umwelt, ihrer Verhältnisse, ihrer Vergewaltigungen verfallen, wenn sie nicht einer großen inneren Weite und Freiheit fähig sind. Wer nicht in einer Atmosphäre der Freiheit zu Hause ist, die unantastbar und unberührbar bleibt, allen äußeren Mächten und Zuständen zum Trotz, der ist verloren. Der ist aber auch kein wirklicher Mensch, sondern Objekt, Nummer, Statist, Karteikarte.
Dieser Freiheit wird der Mensch nur teilhaft, wenn er seine eigenen Grenzen überschreitet.
Die Geburtsstunde der menschlichen Freiheit ist die Stunde der Begegnung mit Gott.“

Im Gefängnis schrieb er auch:
„Das Klare suchen, das Wahre tun, die Liebe leben: Das wird uns gesund machen.
Das gebeugte Knie und die leeren Hände sind die beiden Urgebärden des freien Menschen.“

„Die Freiheit ist der Atem des Lebens.“