Ich bin ein armer Jesusjünger

Wenn ich Nachrichten höre, dann höre ich von Trump und Musk. Meine Reaktion ist: Ich will davon nichts mehr hören. Ich lese lieber von Jesus. Da nehme ich mir das Neue Testament zur Hand, das mein jüngster Sohn in der Schule bekommen hat. Im Lukasevangelium steht: Er richtet seine Augen auf seine Jünger und sagt: Selig ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Da versetze ich mich in die Lage eines armen Jüngers von Jesus und nehme das Reich Gottes als Geschenk an. Aber was ist das Reich Gottes? Das Reich Gottes, sagt Jesus, wächst und ist im Wachsen begriffen. Es gibt so viel Gutes und Schönes in unserer Welt. Wenn ich mir vorstelle, dass alles Gute und Schöne in unserer Welt zum Reich Gottes gehört und Gott es wachsen lässt, dann wird mir ganz anders. Ich glaube, Gott gibt mir einen anderen Blick auf die Welt. Da lässt mich Gott lachen, denn das Gute und Schöne lässt er mit seiner unendlichen Kraft wachsen.

Jesus richtet seine Augen auf seine Jünger und sagt:
Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.

Ich bin ein armer Jesusjünger und setze meine ganze Hoffnung auf Gott. Weil Gott der Schöpfer des Universums ist, setze ich mein Geld für Klimaschutz ein. Ich gebe auf mein Dach Photovoltaik, speichere den Strom in einem Akku, stelle die Gas-Heizung auf Wärmepumpen-Heizung um und kaufe mir ein E-Auto. Ich benutze den Bus und die Bahn, gehe zu Fuß oder fahre mit Rad. Ich esse Hülsenfrüchte statt Käse und Fleisch und trinke Haferdrink statt Kuhmilch. Gemüse und Obst konsumiere ich aus der Region. Ich fliege mit keinem Flugzeug in den Urlaub und ich repariere mir vieles. Ich hoffe auf das Wachsen des Reich Gottes auf unserer Erde.

Jesus: Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden.
Ich bin ein armer Jesusjünger und setze meine Hoffnung auf Gott. Weil er seine Schöpfung erneuert, habe ich Hunger nach ihm. Er sättigt mich.

Jesus: Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.
Ich bin ein armer Jesusjünger und setze meine Hoffnung auf Gott. Weil seine Schöpfung zerstört wird, bin ich traurig und weine. Weil sein Reich immer wieder keimt und wächst, lache ich.

Jesus: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein.
Ich bin ein armer Jesusjünger und setze meine Hoffnung auf Gott. Ich werde gehasst, ausgestoßen, geschmäht und mein Name wird in Verruf gebracht, weil ich Jesus zum Freund habe. Aber ich freue mich, denn du, Gott bist da. Ja, ich jauchze, denn die Vollendung wird großartig sein.

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Allein den Betern kann es noch gelingen

Allein den Betern kann es noch gelingen,
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.

Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.

Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,

Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt
Und in den Tiefen, die kein Aug entschleiert,
Die trocknen Brunnen sich mit Leben füllen.

Reinhold Schneider schrieb das 1936 in Deutschland nach der Machtergreifung der Nazis. Ich sehe es als ein prophetisches Gedicht gegen die Zerstörung der Schöpfung.
Liebe Grüße Hannes

Das christliche Gesicht Europas: Wurzeln, Pflanzen und Früchte

Vortrag von Paul M. Zulehner bei einem Kongress in Camaldoli, 10.11.24.

Im letzten Wahlkampf zum Nationalrat wurde das Land Österreich Zeuge eines religoiden, also religionsähnlichen Schauspiels. Vor der erstaunten Öffentlichkeit begann der Chef der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), Herbert Kickl, ein neues Vater-unser zu entwickeln. Es fing mit einem Interview an. In diesem erklärte er, Österreich sei wie […]

Das christliche Gesicht Europas: Wurzeln, Pflanzen und Früchte
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Der Feuergeist bringt Kraft und Freude

Die Botschaft des Christentums scheint langweilig zu sein: „Seid nett zu einander.“ „Habt euch gern!“ Wenn dem gefolgt wird, fühlen sich einige ausgenutzt. Sie sind nett zu anderen, aber werden benutzt und belogen. Da ist etwas an der Botschaft nicht richtig. Es gibt hingegen eine andere Botschaft des Christentums. Im Matthäusevangelium wird Johannes der Täufer zitiert, der über Jesus sagt: „Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ (Matthäus 3,11). Das klingt schon anders. Die Botschaft an die Menschen: Passt auf, er wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen – klingt als ob hier eine große Macht am Werk ist. Da geht es um einen starken Feuergeist, der über die Menschheit kommt. Dieser Geist ist stärker als die Kriege, erfüllt das Universum und macht jede Person strahlend. Dieser Feuergeist ist jetzt schon da, er beginnt schon und erfüllt uns mit unermesslicher Freude.

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Die Kirche in der Krise

Paul Michael Zulehner schreibt auf seinem Blog Klärendes zum Konflikt zwischen der deutschen katholischen Kirche und dem Vatikan. Mir zeigt es, dass Demokratie und Gewaltenteilung in der Kirche immer notwendiger werden.

„Die Deutschen Bischöfe treffen sich gerade in Dresden, um die letzte Sitzung des Synodalen Weges vorzubereiten. Zur Eröffnung sprach der Nuntius Erzbischof Nikola Eterović „Grußworte“. Dabei ging er auf zwei Themen ein, die auf der Tagesordnung stehen. Offensichtlich wollte er daran erinnern, welchen Spielraum die kommende Synodalversammlung haben werde. Die ausgewählten Themen waren die Frauenordination und die Dauersynodalisierung für die Kirche in Deutschland.

Frauenordination

Zur Frauenordination zitiert der Nuntius ausführlich ein Interview, das Papst Franziskus am 28. November 2022 dem American Magazine gegeben hatte: Der Papst versucht darin mit der Unterscheidung von zwei Dimensionen oder Prinzipien zu legitimieren, weshalb der Ort der Frau in der Kirche nicht im Amt sein könne. Denn „die Dimension des geweihten Amtes, so können wir sagen, ist die der petrinischen Kirche. Aber noch wichtiger ist ein anderes Prinzip, wovon nicht gesprochen wird, und dies ist das marianische Prinzip, das Prinzip des Weiblichen in der Kirche, der Frau in der Kirche, in dem sich die Kirche widerspiegelt, weil sie Frau und Braut ist.“ Dann fügt der Papst noch ein drittes Prinzip, nämlich das administrative, hinzu: „Und dann gibt es noch einen dritten Aspekt: den der Administration …, die keine theologische Sache ist, sondern die Sache einer normalen Verwaltung. Und in diesem Bereich glaube ich, dass wir den Frauen mehr Raum geben müssen.“ Nun zweifelt ja niemand daran, dass Frauen auch „administrative Dienste“ in der Kirche übernehmen können und sollen. Spannend ist hingegen, dass offensichtlich das „Petrinische“ den allein ordinierbaren Männern und das „Marianische“ den getauften Frauen zugewiesen wird. Geht das ekklesiologisch so einfach?“

Quelle und weiterlesen: https://zulehner.wordpress.com/2023/02/28/diskussionsbedarf-mehr-denn-je/

Keine Abstimmungen? Eine fatale Gegenüberstellung von Demokratie und Heiliger Geist

Paul M. Zulehner: Um es gleich zu sagen: Ich schätze Kardinal Mario Grech sehr. Er leitet mit hoher Kompetenz das Synodensekretariat. Damit sorgt er sich um einen guten Prozess mit einem hoffentlich guten Ergebnis. …

Quelle: Blog von P.M. Zulehner: Keine Abstimmungen? Eine fatale Gegenüberstellung.

Dennoch haben ein Statement von ihm auf der Prager Synodenversammlung ziemlich irritiert.

Es zeichnet das Bild einer Synodalität, wie sie in Deutschland praktiziert wird. Dieser stellt er die Synodalität gegenüber, wie er sie und die Verantwortlichen des Synodalen Weges der Weltkirche haben wollen und in Prag praktiziert wurde. Den Synodalen Weg in Deutschland beschreibt er abwertend, die Synodalversammlung hingegen lobt er in höchsten spirituellen Tönen.

Im Hintergrund lauert ein fataler Gegensatz: hier der Heilige Geist, auf den alle hören; dort Abstimmungen, wie sie in Parlamenten und auch in der Geschäftsordnung des Synodalen Wege in Deutschland vorgesehen sind.

Hier ein Ausschnitt aus dem Bericht über seine diesbezügliche Aussage in Prag aus der Kathpress vom 9.2.2023.

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Die großen Probleme der katholischen Kirche

Prag, 6.2.2023. Bischof Dr. Georg Bätzing (Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz) und Dr. Irme Stetter-Karp (Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken) sprachen die großen Schwierigkeiten der Katholischen Kirche offen an. Es gibt gemeinsame Erfahrungen, aber noch keine gemeinsamen Antworten – im Urteilen und Handeln.
https://videopress.com/v/2gsJqTNd

Bischof Georg Bätzing: „‚Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit‚ schreibt der Apostel Paulus an seinen Schüler Timotheus (2 Tim 1,7). Tatsächlich, diesen Geist braucht unsere Kirche. Wir wollen hier in Prag von unseren Glaubensgeschwistern lernen, wir wollen auch unsere Erfahrungen in den weltweiten Prozess einbringen.

Wir haben 2019 einen synodalen Prozess begonnen, weil uns eine wissenschaftliche Untersuchung zu Missbrauch in unserer Kirche gezeigt hat, es gibt schwere individuelle Schuld, viel zu viele Kleriker haben ihre Macht missbraucht und Verantwortliche, nicht zuletzt Bischöfe, haben die Untaten vertuscht. Es gibt aber auch systemische Ursachen des Machtmissbrauchs. Wir können sie nicht leugnen. Wir sind entschlossen, Konsequenzen zu ziehen, spirituelle und strukturelle.

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