Der Heilige Geist und der gebratene Fisch

Greift mich an. Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.

Es ist schon überraschend. Da kommen die zwei Freunde von Emmaus nach Jerusalem zurück, erfüllt von ihrer Erfahrung des Auferstandenen. Kaum werden die Geschichten mit den Jüngern ausgetauscht, erscheint ihnen Jesus. Die geschockten Jünger fragen sich, ob es eine Geistererscheinung ist.

Diese Geschichte schreibt Lukas auf, der mit dem Evangelisten Johannes und dem Apostel Paulus die Handlungen des Heiligen Geistes stärker beleuchtet.
Gerade das Lukasevangelium und das Johannesevangelium erwähnen bei den Erscheinungen Jesu nach der Auferstehung seine Körperlichkeit und sein Essen. Aber auch Paulus schreibt: Euer Körper ist der Tempel des Heiligen Geistes (1Kor 6,19).

Ich habe mich bei einigen Büchern, vor allem von Michael Böhnke schlau gemacht[1]
Ich sehe vier Dimensionen des Heiligen Geistes:
Der Geist Gottes zeigt einerseits die Anwesenheit Gottes (1),
andererseits das für-die-anderen-da-Sein Gottes (2),
als drittes das Verbindung-Schaffende (3),
als viertes das Neues-Schaffende (4).

Das würde für die Erscheinungen Jesu – nach der Auferstehung, nachdem er zu seinem Vater geht – bedeuten, dass der Geist einen Beziehungsraum schafft, in den hinein Jesus kommen kann.
Es ist gerade spannend, dass dabei eine kreative Spannung zwischen unsichtbarem Geist und sichtbarer Körperlichkeit entsteht.

Im Johannesevangelium bereitet er ein Kohlenfeuer vor, legte auf den Rost Fisch und Brot. Damit sie aber nicht nur auf ihn angewiesen waren, zeigte er ihnen, wie sie viele Fische fangen konnten. Es wurden 153 große Fische, ein riesiger Fang. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie sahen am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Jesus trat heran, nahm das getoastete Brot und gab es ihnen, ebenso den gebratenen Fisch. Dass er gegessen hat, wird nicht ausdrücklich erwähnt, aber auch nicht verneint. Es heißt nur: Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? (Vgl. Joh 26,4-15)

Bei Lukas wird die Szene noch körperlicher. Die Jünger meinten, einen Geist zu sehen. Jesus sagte: „Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.“ Er zeigte ihnen Hände und Füße. Als sie es vor Freude noch immer nicht glauben konnten, fragte er sie nach etwas zum Essen. Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch. Er nahm es und aß es vor ihren Augen.

Der Heilige Geist schafft Neues:

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Der Heilige Geist begleitet den Gekreuzigten

Christus am Kreuz nach Rubens. Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts häufen sich in der Schwarzwälder Hinterglasmalerei Bildmotive nach Reproduktionsstichen. Ein beliebtes Vorbild lieferte ein Kruzifix nach einer Zeichnung von Peter Paul Rubens, die durch einen Kupferstich von Paulus Pontius (1603-1658) Verbreitung fand (Abb. 2) und schon im 17. Jahrhundert als Vorlage für zahlreiche Gemälde diente.

Gott ist nicht da. Er ist abwesend. So sehen es viele.
Wenn Jesus stirbt: Wo war Gott? Hans Urs von Balthasar[1] und Papst Johannes Paul II[2] sahen den Heiligen Geist als die Manifestation der Gegenwart Gottes. Auch im Leiden, dem Tod und der Auferstehung wird der Geist Gottes erkennbar. Er ist der, der Jesus beisteht und für uns Schuld und Verbrechen hinwegnimmt.

Michael Böhnke interpretierte dieses Bild[3] aus pneumatologischer Sicht.
Er ging der Frage nach, ob der Heilige Geist bei der Kreuzigung Jesu eine Rolle spielt.

Er fand eine lange Tradition von der Antike bis ins Barock. Der Kupferstich nach Peter Paul Rubens stellt diese Überlieferung bildhaft dar.
Er zeigt die Bedeutung von Jesu Tod und Auferstehung im Lichte des Heiligen Geistes. Es passiert vieles gleichzeitig. Jesus ist ganz senkrecht ausgerichtet und schaut mit offenem Mund nach rechts oben. Ein starker Wind bewegt das Hüfttuch und die Wolken. Wie es in den damaligen Predigten und Texten erklärt wird, reinigt der Heilige Geist mit seinem Atem die Atmosphäre vom Verbrechen der Menschen. Auch von rechts oben kommen die Engel, die den Tod und die Schuld vertreiben.

Jesus erklärt im Johannesevangelium, dass er als Erhöhter in der Herrlichkeit alle zu sich ziehen wird (Johannes 12,32): „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Das ist die Hoffnung für uns, die wir auf der Erde sterbliche Wesen sind und uns fragen: Soll das alles gewesen sein? Nein, nach dem Tod erwartet uns die Herrlichkeit.

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Der Geist macht frei!

Kardinal Christoph Schönborn und der Pneumatometer

„Der Hl. Geist zeigt sich ja nicht, zumindest nur sehr selten, mit Flammen und Sturm. Er zeigt sich mit dem was wir tun. Er zeigt sich in unserem Leben“, so Kardinal Schönborn in seiner Predigt im Stephansdom vor zwei Jahren. Viele Zuhörer haben das beherzigt.

Der Maßstab

Ausgehend von der Anweisung des Apostels Paulus: „Lasst euch vom Heiligen Geist leiten!“ benannte der Wiener Erzbischof Kriterien, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen und nicht vom Ungeist beherrscht zu werden. Dazu benötige es so etwas wie ein „Pneumatometer“. Die Redaktion der Erzdiözese bemerkte an: Der Duden kennt diesen Begriff als ein Gerät zur Messung des Luftdrucks beim Aus- und Einatmen. Kardinal Schönborn bezeichnet es, „als einen Maßstab für das was es heißt, sich vom Heiligen Geist leiten lassen“.

Der Geist zeigt sich im Tun

„Der Hl. Geist zeigt sich ja nicht, zumindest nur sehr selten, mit Flammen und Sturm. Er zeigt sich mit dem was wir tun. Er zeigt sich in unserem Leben. Folgt dem Antrieb des Geistes! So können wir es auch übersetzen“, so Kardinal Schönborn.

Der Neid nimmt uns die Freiheit

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