Keine Diskriminierung kirchlicher Mitarbeiter*innen wegen Privatleben

Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und Bischof von Limburg

Der Handlungstext des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ auf der Vierten Synodalversammlung (8.-10.9.2022) mit dem Titel „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ wurde mit großer Mehrheit am 9.9.2022 angenommen.

Quelle 1 abgestimmter Text: https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/T8NEU_SVIV_12_Synodalforum-IV-Handlungstext_GrundordnungDesKirchlichenDienstes-2.Lesung.pdf
Quelle 2: https://www.synodalerweg.de/

Einführung:

Alle in einer Einrichtung der katholischen Kirche Tätigen tragen durch ihre Arbeit ohne Rücksicht auf die arbeitsrechtliche Stellung gemeinsam dazu bei, dass die Einrichtung ihren Teil am Sendungsauftrag der Kirche erfüllen kann (Dienstgemeinschaft).

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Die neue Sexualmoral in der katholischen Kirche

Der folgende Text des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ wurde auf der Vierten Synodalversammlung (8.-10.9.2022) am 8.9. 2022 abgestimmt.
Ergebnis: Im Plenum: 196 Stimmen, 82% Ja, 17% Nein, 2 Enthaltungen.
Das ist eine Zweidrittelmehrheit!
2. 57 Bischöfe: 33 Stimmen = 61% Ja. 21 #Bischöfe Nein, 3 Enthaltungen. Das ist eine einfache Mehrheit.
Der Text ist wegweisend für die universale Kirche.
Quelle 1: https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/SV-IV_Synodalforum-IV-Grundtext-Lesung2.pdf
Quelle 2: https://www.synodalerweg.de/

Präambel

Die Synodalversammlung weiß um die große Bedeutung, die einer selbstkritischen Positionsbestimmung zur Lehre unserer Kirche zu den Fragen von Liebe, Sexualität und Partnerschaft zu- kommt. Zwar ist die Sexuallehre unserer Kirche für die unerträglichen Akte sexualisierter Gewalt nicht unmittelbar ursächlich. Gleichwohl bildet sie einen normativen Hintergrund, der solche Taten offensichtlich hat begünstigen können.

Als Mitglieder der Synodalversammlung tragen wir in unterschiedlicher Weise Verantwortung für unsere Kirche. In dieser Verantwortung anerkennen wir ausdrücklich die Schuld, die durch sexualisierte Gewalt in kirchlichen Einrichtungen, Gemeinden und Gemeinschaften entstanden ist. Wir erwarten die Übernahme persönlicher Verantwortung derer, die daran (mit-)schuldig wurden. Zugleich suchen wir als Synodalversammlung Wege glaubwürdiger Umkehr.

Auch durch die Lehre zu Sexualität und die kirchliche Praxis haben sich Mitglieder unserer Kirche, aber auch die Kirche als Institution und Gemeinschaft der Glaubenden schuldig gemacht. Wir machen uns daher das freimütige Bekenntnis und die Übernahme von Verantwortung der deutschen Sprachgruppe bei der Römischen Familiensynode im Oktober 2015 zu eigen: „Kirchliche Begleitung [ist] insbesondere in Situationen der Bedrängnis gefordert […]. Hier gilt es nicht nur anzuerkennen, was die Kirche leistet, sondern ehrlich zu sagen, was wir als Kirche versäumt haben: Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Pastoral immer wieder zu unbarmherzigen Haltungen, die Leid über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete.“

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Segnen von homosexuellen Paaren

Die Katholische Kirche tut sich schwerer als die evangelische Kirche mit der Segnung von homosexuellen oder lesbischen Paaren, weil sie das Sakrament der Ehe für Mann und Frau hat. Dabei handelt es sich um eine Handlung der Frau und eine Handlung des Mannes, bei denen sie füreinander zum Gottesmedium werden. Sie schenken sich gegenseitig Gott.

Wobei der lebendige Gott durch die Frau zum Mann kommt und durch den Mann zur Frau. Dabei begegnet vor allem die Manifestation der Gegenwart Gottes, der Heilige Geist der jeweiligen anderen Person. Wenn in der Kirche beide heiraten, wird der Heilige Geist auf beide herabgerufen.  Dieses Herabrufen passiert wesentlich bei allen sieben Sakramenten.

Durch den Segen für die Eheleute wird die Ehe aber nicht zum Sakrament, sondern durch das Eheversprechen und den Vollzug der Ehe.

Bei homosexuellen oder lesbischen Paaren gibt es keine sakramentale Tradition mit zwei weiblichen oder zwei  männlichen Gottesmedien. 

Die Kirche kann Homosexuelle und Lesben einzeln segnen.
Sie kann die Freundschaft  von zwei homosexuellen oder lesbischen Menschen segnen.

Es stellt sich die Frage: Kann die Kirche den homosexuellen oder lesbischen Paaren, die einen Lebensbund beginnen, ihren Segen geben?

Ob die Kirche eine Lebensgemeinschaft von zwei Homosexuellen oder zwei Lesben segnen kann, hängt mit der Sexualmoral der katholischen Kirche zusammen. Wenn es der Kirche gelingt, die Sexualität als integralen Bestandteil der Liebe der homosexuellen und lesbischen Paare zu sehen, ist es ihr leichter, auch die Paare als Paare mit einem Lebensbund zu segnen. Wichtig: Jede Christin und jeder Christ entscheidet in den Handlungen nach dem autonomen Gewissen, das Gott schenkt.

Wie kann eine Christin, ein Christ entscheiden und wie kann die Kirche entscheiden? Welche Grundlagen gibt es?

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Theologe Beck: Heiliger Geist in Kirchengeschichte zu kurz gekommen

Die katholische Kirche sollte den Heiligen Geist mehr ins Zentrum ihrer Verkündigung stellen und „den Menschen erklären, wozu er taugt“: Das hat der Moraltheologe Matthias Beck im Interview mit „Kathpress“ vor fast sechs Jahren gefordert. Jetzt ist die Zeit reif. Hier das Interview:

Ein Zeitalter des Heiligen Geistes

Einer der vielen Gründe für das Schrumpfen der Gläubigenzahl sei, dass die Kirche „zu wenig vermittelt, dass es im Alltag sinnvoll ist, sich auf Gott einzulassen.“ Dieses Versäumnis in der Kirchengeschichte müsse angesichts des Endes der Volkskirche nachgeholt werden, so der Priester und Medizinethiker, der in Papst Franziskus und dessen ignatianischer Prägung Hinweise auf ein „Zeitalters des Heiligen Geistes“ in der Kirche beobachtet.

Europa braucht den Geist

In Europa sei heute „der Geist ausgegangen“, kritisierte Beck: „Wir nehmen nicht ernst genug, was wir verkünden und feiern – dass der Heilige Geist wichtige Gaben hat.“ Immerhin trage und führe die dritte göttliche Person die Kirche, wirke in den Sakramenten und auch in den Menschen selbst, wenn er etwa zu Erkenntnis, Einsicht und Unterscheidung der Geister befähige sowie dazu, „andere Fragen zu stellen“, so der Theologe. Eine „ausführlichere Zuwendung“ zum Heiligen Geist sei angebracht und durchaus schulde die Kirche Rechenschaft – „etwa wenn Jugendliche fragen, was ihnen der Heilige Geist bei Taufe und Firmung bringt, und was die Kirche bringt“.

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