Der Heilige Geist bei Bischöfen und Priestern

Wenn sich jemand in der katholischen Kirche zum Priester weihen lässt, dann ist das zentrale Weihegebet ein Gebet zum Heiligen Geist. Das habe ich nicht gewusst.

Es ist „das Gebet der Kirche, welches der Bischof im Namen aller spricht“[1].
Papst Pius XII hat das in der Apostolischen Konstitution Sacramentum Ordinis bestimmt.[2]

Die heutige Form mit der Herabrufung des Heiligen Geistes wurde von der Kongregation für den Gottesdienst und das Sakramentenrecht 1989 bestimmt.“[3]

Bei der Diakonatsweihe lautet das Gebet: „Sende auf sie herab, o Herr, den Heiligen Geist. Seine siebenfältige Gnade möge sie stärken, ihren Dienst getreu zu erfüllen.“

Bei der Priesterweihe lautet das Gebet: „Allmächtiger Vater, wir bitten dich, gib diesen deinen Dienern die Würde des Priestertums. Erneuere in ihnen den Geist der Heiligkeit. Das Amt, das sie aus deiner Hand, o Gott, empfangen, die Teilhabe am Priesterdienst, sei ihr Anteil für immer. So sei ihr Leben für alle Vorbild und Richtschnur.“

Bei der Bischofsweihe lautet das Gebet: „Gieße jetzt aus über deinen Diener, den du erwählt hast, die Kraft, die von dir ausgeht, den Geist der Leitung. Ihn hast du deinem geliebten Sohn Jesus Christus gegeben, und er hat ihn den Aposteln verliehen. Sie haben die Kirche an den einzelnen Orten gegründet als dein Heiligtum, zur Ehre und zum unaufhörlichen Lob deines Namens.“

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Der Heilige Geist im Gottesdienst

Wenn ich am Sonntag in den Gottesdienst gehe, treffe ich Menschen, die an Jesus glauben. Im Tabernakel, dem Allerheiligsten, ist Jesus durch das Brot als sein Leib anwesend. Deswegen brennt das ewige Licht. Was ich bis vor Kurzem nicht realisiert habe ist, dass sich die Anwesenheit Gottes im Heiligen Geist manifestiert.

Paulus schreibt an die Korinther: Keiner, der aus dem Geist redet, sagt: Jesus sei verflucht! Und keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ (1Kor 12,3) Das ist doch eigenartig. Wer also Jesus Christus als göttlichen Herrn sieht, hat den Heiligen Geist, aus dem redet. Wenn man weiter sucht findet man Folgendes:

Die Erneuerung der Liturgie durch das 2. Vatikanische Konzil geht einher mit der Anrufung des Heiligen Geistes. Die Konstitution über die heilige Liturgie, Sacrosanctum Concilium (SC)[1] schreibt: Die Menschen „empfangen den Geist der Kindschaft, „indem wir Abba, Vater, rufen“ (Röm 8,15)“ Über den Gottesdienst mit den Gebeten, der Verkündigung und die Eucharistie wird gesagt: „All das aber geschieht in der Kraft des Heiligen Geistes.“

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Vor dem Gespräch und der Predigt brauchen wir den Heiligen Geist

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Jesus: Ich gehe zum Vater und sende euch den Heiligen Geist
(Photo by Julia Volk on Pexels.com)

In der Verkündigung geschieht Heilung und Weitergabe des Glaubens. Die Gewissheit dafür entsteht in der Anwesenheit des Geistes, der auf die Praxis Jesu hinweist. Gott ist im Heiligen Geist der Souverän der Kirche. Keine andere Gewissheit gibt es als die Form der Herabrufung des Heiligen Geistes. Jedes Gespräch über den Glauben braucht den Ruf zum Heiligen Geist. Die Predigt und das Evangelium kann nur unter dem Anruf des Heiligen Geistes geschehen, soll sie die gute Nachricht von Jesus Christus sein. Eine mögliche Form bietet das Gebet in der Lima-Liturgie:

Gnädiger und barmherziger Herr und Gott,
Du hast Deinen geliebten Sohn mit dem Heiligen Geist gesalbt
bei seiner Taufe am Jordan
und ihn zum Propheten, Priester und König eingesetzt:
Gieße von neuem Deinen Geist über uns aus,
dass wir unserer Berufung in der Taufe treu bleiben,
herzlich nach der Gemeinschaft
des Leibes und Blutes Christi verlangen
und den Armen Deines Volkes dienen
und allen, die unserer Liebe bedürfen:
durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn,
der mit Dir lebt und regiert
in der Einheit des Heiligen Geistes,
ein Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.[1]

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Papst und Bischöfe sind meine Brüder, die dienen sollen

Bischöfe beim Unterschreiben des neuen Katakombenpaktes

Als ich Theologie zu studieren begonnen habe, hätte ich die Konzilstexte besser durchlesen sollen. Das Verhältnis zu den Bischöfen wäre dann ein anderes gewesen. Ich habe zwar sie nicht als Autoritätspersonen wahrgenommen, aber als Brüder habe ich sie nicht gesehen. Ich habe eine Schwester, zwei Brüder und ein nettes Verhältnis zu den anderen Christinnen und Christen, aber die Bischöfe als meine Brüder in Christus zu sehen, geschweige denn sie so anzusprechen, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Ich kann mich erinnern, dass ich zu einer Frau unserer Pfarre einmal „Schwester in Christus“ gesagt habe, was sie sehr gefreut hat. Sie meinte, dass das ein schöner Ausdruck sei.

Jetzt lese ich, dass das Zweite Vatikanische Konzil die geweihten Amtsträger als meine Brüder bezeichnet.

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Ich glaube an den Heiligen Geist! = Ich vertraue auf den Heiligen Geist!

Wolfgang Aumann erfährt in seinem Leben die Kraft des Heiligen Geistes

Die Anfänge: Aufbruch

„Heiliger Geist“ ist für mich untrennbar mit der Charismatischen Gemeinde-Erneuerung verbunden, die in den 70er, 80er und 90er Jahren die „Geistvergessenheit“ aufgebrochen hat. Das große Geschenk für mich persönlich war, an der Seite von Pfarrer Johann Koller (1932-2010) in der Pfarre Wien Hernals-Kalvarienbergkirche diesen charismatischen Aufbruch miterleben zu dürfen. Das Wesentliche der Charismatischen Erneuerung (CE) war sicherlich die Hinführung der Christinnen und Christen zur persönlichen Erneuerung der Taufe und der Firmung – meist in Form von Seminaren. „Lebenshingabe“ bedeutet: ich vertraue Gott mein ganzes Leben und auch meinen Tod an. Persönliche Erneuerung der Firmung bedeutet: ich bitte Gott um die Charismen, die ich z.B. in der Gemeinde oder im Beruf brauche, d.h. ich bitte Gott, dass er durch mich wirkt. Diesen Schritt der „Lebensübergabe“ habe ich um 1980 getan.

Der Musikdienst: Freudige Stimmung

Obwohl ich kein studierter Musiker bin (bis auf ein paar Gitarregriffe habe ich nichts gelernt), hat mir Gott das Charisma der Musik geschenkt. 1980 wurde das „Musikteam Paraklet“ gegründet, das ich 10 Jahre lang leiten durfte. (von „parakletos“ griechisch: Beistand, Tröster, Begleiter …) Gitarre, Querflöte, Keyboard, Tamburin, gemischter Chor war die Zusammensetzung.  

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Vergisst die Kirche den Geist?

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Es ist eine Katastrophe. Da wird öffentlich über Kirchenreform diskutiert, aber die zentralen Kriterien, was Kirche ist, nicht beachtet. Das Zweite Vatikanische Konzil ist vergessen. Es hat aber formuliert, wie die Kirche über sich selbst denkt. In der Diskussion über die Reform der Kirche wird das vergessen, ist aber als Richtungsangabe voll entscheidend. Zentral dabei ist die Dogmatische Konstitution über die Kirche, Lumen Gentium. Das 8. Kapitel ist ein Schlüsseltext, da in ihm die Aussagen der vorherigen Kapitel zusammengefasst werden.

Hier der Text bis zur „Leitung der Kirche“:
Der einzige Mittler Christus hat seine heilige Kirche, die Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, hier auf Erden als sichtbares Gefüge verfaßt und trägt sie als solches unablässig; so gießt er durch sie Wahrheit und Gnade auf alle aus. Die mit hierarchischen Organen ausgestattete Gesellschaft und der geheimnisvolle Leib Christi, die sichtbare Versammlung und die geistliche Gemeinschaft, die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche sind nicht als zwei verschiedene Größen zu betrachten, sondern bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst. Deshalb ist sie in einer nicht unbedeutenden Analogie dem Mysterium des fleischgewordenen Wortes ähnlich. Wie nämlich die angenommene Natur dem göttlichen Wort als lebendiges, ihm unlöslich geeintes Heilsorgan dient, so dient auf eine ganz ähnliche Weise das gesellschaftliche Gefüge der Kirche dem Geist Christi, der es belebt, zum Wachstum seines Leibes (vgl. Eph 4,16).

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Frauen können das Hochgebet in der Messe sprechen. Synodaler Weg, Universität Erfurt

Die katholische Kirche erlebt momentan zahlreiche Debatten, die theologisch mit vielfältigen Herausforderungen verbunden sind: verpasste Reformen der Vergangenheit, verschleppte Probleme wie beispielsweise einflussreichere Rollen von Frauen in der Kirche, der gesamte Komplex des sexuellen Missbrauchs. Sie hängen aber auch mit Aufbrüchen zusammen, für die der Synodale Weg oder neue Initiativen im Feld der Ökumene stehen können; bei letzterem ist insbesondere an das Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) „Gemeinsam am Tisch des Herrn“ zu denken.

Prof. Dr. Benedikt Kranemann bespricht einen Artikel von Prof. Dr. Jan-Heiner Tück und kommt zu überraschenden Ergebnissen.

Frauen können das Hochgebet in der Messe sprechen. Dieses erinnert, vergegenwärtigt und bittet um den Geist Gottes. Es bindet die Feiernden in die Geschichte Gottes mit den Menschen ein. Die Bitte um den Geist zeigt, dass ein Handeln Gottes passiert. Die Eucharistie ist kein Rollenspiel. Frauen als Priesterinnen würden das eucharistische Hochgebet im Namen der Kirche auch sprechen können.

Quelle zum Weiterlesen: Frauen, Kirche, Liturgie, Macht, Synodaler Weg, Amt: Universität Erfurt, Blog der Katholisch-Theologische Fakultät 

Das eucharistische Gebet besteht aus der Epiklese und der Anamnese. Die Epiklese ist die Bitte an den Heiligen Geist, tätig zu werden und die Anamnese ist das Vergegenwärtigen des vergangenen Heilshandeln von Gott mit Israel, Jesus, der Kirchengeschichte und dem Heiligen Geist. (HD)

Die Kirche muss den Heiligen Geist rufen

Die Christenheit lernt dazu. Nachdem im 20. Jahrhundert viele geistliche und charismatische Aufbrüche einerseits gescheitert sind, andererseits in individuellen Gruppen und in Pfingstkirchen das Feuer erhalten blieb, sahen einige Theologen wie Michael Böhnke die Geistvergessenheit der Großkirchen in einem Zusammenhang mit der Gottvergessenheit in der Gesellschaft. Die Kirche vergisst den Geist, stützt sich auf die Gesetze, verliert die Gläubigen, bekennt sich angesichts der Missbrauchsfälle nicht zu den Sünden und verdunkelt den Zugang zu Gott. Michael Böhnke setzt im Zentrum der Kirche an, in der Seele der Kirche, dem Heiligen Geist. Er merkt, dass die Kirche mit diesem Geist Gottes keinen Dialog führt. Eine geistige Katastrophe für das Christentum.

In seiner Untersuchung „Kirche in der Glaubenskrise“[1] weist er auf den evangelischen Kirchenrechtler Richard Sohm hin, der als erster das Auseinanderklaffen von Charisma und Recht, von Geist und Recht 1892 zum Thema machte: „Das Wesen der Kirche ist geistlich, das Wesen des Rechts ist weltlich. Das Wesen des Kirchenrechts steht mit dem Wesen der Kirche im Widerspruch.“ Er löste damit eine Diskussion mit Adolph von Harnack, dem evangelischen Reformtheologen, aus.
Richard Sohm: Die Kirche sei in der Urgemeinde eine rein charismatische Organisation gewesen. Charismatiker, von Gott geführt, haben die Kirche geleitet.[2] Diese charismatische Organisation ist labil und formlos. Im Katholizismus verband sich die Kirche mit dem Recht und bekam eine äußere Form. Durch die apostolische Sukzession konnte die Herrschaft der Bischöfe als Nachfolger der Apostel und als Repräsentanten von Jesus gesichert werden. Diese Amtsträger brauchen keine persönlichen Qualitäten, sie bekommen durch einen äußeren Rechtsakt die Leitungsgewalt. Dadurch wird der Glaubensgehorsam der Mitglieder zum Rechtsgehorsam und die geistliche Gemeinschaft wird zu einer Rechtsgemeinschaft.[3]

Richard Sohm reflektierte das Verhältnis von Charisma und Gesetz. Heute, 130 Jahre später, sind vor allem zwei Fragen zu klären: Gibt es nicht unterschiedliche, bunte charismatische Ausdrucksformen und gibt es nicht charismatische Führungsmodelle abseits rein rechtlicher Art? Hier setzt Böhnke an und bringt die Epiklese ins Spiel. Epiklese ist ein sperriges Wort, das im kirchlichen Bereich mir nur in der Liturgie bekannt war, wenn auf Brot und Wein der Heilige Geist herabgerufen wird. Epiklese wird bei Böhnke umfassender gebraucht. Es ist jeder Dialog mit Gott, in dem um seinen Geist gebeten wird und dieser Heilige Geist herabgerufen wird, [4] ja herabgefleht wird.

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Jesus, dein Licht

In der letzten Zeit fällt mir immer wieder das Lied mit diesem Titel ein. Der Text ist nach Joh 1,5; 3,19-21 und 2 Kor 3,18 gestaltet. Text der ersten Strophe und Refrain lauten in der deutschen Fassung so:

        „Herr, das Licht deiner Liebe leuchtet auf,
        strahlt inmitten der Finsternis für uns auf.
        Jesus, du Licht der Welt, sende uns dein Licht.
        Mach uns frei durch die Wahrheit, die jetzt anbricht.
        Sei mein Licht, sei mein Licht!

        Jesus, dein Licht füll dies Land mit des Vaters Ehre!
        Komm, heil’ger Geist, setz die Herzen in Brand!
        Fließ, Gnadenstrom, überflute dies Land mit Liebe!
        Sende dein Wort, Herr, dein Licht strahle auf!“

Die Kraft des Lieds liegt im Zusammenspiel von Text und Musik. Leider finde ich keine akzeptable deutsche Aufnahme. Hier eine gute Aufnahme des englischen Originals: Shine, Jesus, Shine (Link).

Wer beim Hören des Lieds sein Herz für diese Kraft öffnen kann, bekommt eine Vorstellung davon, was in uns und mit uns vorging, ab dem Jahr 1977, als Johann Koller, der römisch-katholische Pfarrer von Wien-Hernals, ein Seminar bei Heribert Mühlen besucht hatte, vom heiligen Geist ergriffen wurde und zum Österreich-Leiter der charismatischen Gemeindeerneuerung ernannt wurde. Er wollte in diesem Sinn seine Pfarrgemeinde erneuern. Wie Jesus als Erstes zwölf Jünger berufen hatte, berief nun er zwölf Personen, Männer und Frauen, und führte sie durch ein solches Seminar. Ich war einer von den zwölf. Wir lieferten uns Gott aus, beteten um Heilung unserer Erinnerungen und Erwartungen, erneuerten unsere Wassertaufe und wurden zur Teilhabe an der Geisttaufe Jesu geführt. Dann begleiteten wir andere in weiteren Seminaren.

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