Die großen Probleme der katholischen Kirche

Prag, 6.2.2023. Bischof Dr. Georg Bätzing (Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz) und Dr. Irme Stetter-Karp (Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken) sprachen die großen Schwierigkeiten der Katholischen Kirche offen an. Es gibt gemeinsame Erfahrungen, aber noch keine gemeinsamen Antworten – im Urteilen und Handeln.
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Bischof Georg Bätzing: „‚Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit‚ schreibt der Apostel Paulus an seinen Schüler Timotheus (2 Tim 1,7). Tatsächlich, diesen Geist braucht unsere Kirche. Wir wollen hier in Prag von unseren Glaubensgeschwistern lernen, wir wollen auch unsere Erfahrungen in den weltweiten Prozess einbringen.

Wir haben 2019 einen synodalen Prozess begonnen, weil uns eine wissenschaftliche Untersuchung zu Missbrauch in unserer Kirche gezeigt hat, es gibt schwere individuelle Schuld, viel zu viele Kleriker haben ihre Macht missbraucht und Verantwortliche, nicht zuletzt Bischöfe, haben die Untaten vertuscht. Es gibt aber auch systemische Ursachen des Machtmissbrauchs. Wir können sie nicht leugnen. Wir sind entschlossen, Konsequenzen zu ziehen, spirituelle und strukturelle.

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Expapst Benedikt XVI. ist sehr krank.

Für Joseph Aloisius Ratzinger bitte ich Gott: Sei mit ihm barmherzig!
Einige verehren ihn. Er ist, wie wir alle, ein Sünder.
Durch seine Habilitation zu Bonaventura, als Konzilstheologe (zu Dei Verbum), und durch sein Buch Einführung in das Christentum hat er sich Verdienste erworben.
Er war aber als Erzbischof von München an der Vertuschung von Missbrauch beteiligt. Dafür hat er sich erst, als es nicht mehr ging, sehr oberflächlich entschuldigt.
Als Leiter der Glaubenskongregation hat er sich gegen sexuellen Missbrauch nur dann eingesetzt, als alles schon öffentlich war. Viele Briefe, die ihn von Diözesanbischöfen aus den USA erreichten, hat er nachweislich gelesen, aber nichts unternommen.
Die Usurpation des Willens Gottes, nämlich zu wissen, was der Wille Gottes ist und sich gottähnlich zu gebärden, ist die große Sünde des Klerikalismus. Ich sehe nicht, dass er sich davon distanziert hat, hoffe es aber für ihn. Die Wirkung war jedenfalls anders.
Ihn jetzt als Papst anzusehen ist typische Überhöhung. Er ist zurückgetreten und kein Bischof von Rom mehr. Er hat noch immer seine weiße Soutane an, womit er zeigt, dass er etwas usurpiert, was er nicht ist. Er wird als Joseph Aloisius Ratzinger vor den barmherzigen Richter treten.
Joseph ist wie alle Menschen auf die Gnade Gottes angewiesen.

Synode wird fortgesetzt

Der Handlungstext „Synodalität nachhaltig stärken“ wurde mit sehr großer Mehrheit am 10.9.2022 angenommen.

Es bedeutet, dass ein Ausschuss gebildet wird, der einen permanente Synodalen Rat vorbereitet.

Quelle 1: https://www.synodalerweg.de/
Quelle 2: https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/SV-IV_Synodalforum-I-Handlungstext.SynodalitaetNachhaltigStaerken-Lesung2.pdf

Provisorisch bereinigter Entwurf, in den die Beschlussempfehlungen der Antragskommissionen zu den Änderungsanträgen zur besseren Übersichtlichkeit integriert sind, die auf der Synodalversammlung beraten werden.
Einführung
„Mit dem „Grundtext“ über „Macht und Gewaltententeilung“, der die „Gemeinsame Teilhabe und Teilnahme am Sendungsauftrag der Kirche“ qualifiziert, halten wir fest:
Synodalität ist ein Grundvollzug der Kirche. Synodalität ist auch ein geistlicher Prozess, der hilft, das Wort Gottes heute zu hören und durch die Unterscheidung der Geister, durch Gebet und durch den Austausch von Argumenten die Evangelisierung zu fördern. Synodalität ist eine Form, in der die Glieder des Gottesvolkes ihre spezifischen Geistesgaben entdecken, einbringen und miteinander verbinden können. Synodalität ist zudem eine Form des transparenten und lösungsorientierten Arbeitens. Gemeinsam auf dem Synodalen Weg zu beraten und zu entscheiden, hat in den letzten Jahren die Gemeinschaft des Glaubens gestärkt. Diese guten Erfahrungen auf dem Synodalen Weg sind die Grundlage dafür, die Synodalität der katholischen Kirche in Deutschland weiter zu stärken. Das Miteinander von Bischöfen und Gläubigen auf der überdiözesanen Ebene soll zur ständigen Praxis werden.

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Oh Gott, meine Verwirrung am Anfang der Messe

Wenn ich am Sonntag in meiner Gemeinde die Messe besuche, dann gibt es gleich zu Beginn eine Verwirrung. Ich bin verwirrt, weil ich mit allen anderen zum Priester sage: „Und mit deinem Geiste.“ Da denke ich mir, dass ich mich mit dem Geist des Priesters irgendwie verbinde. Erst gestern bemerkte ich, dass das eher eine private Erklärung ist, die mit der kirchlichen Tradition im Widerspruch steht.

Ich sage das „Und mit deinem Geiste“ wie alle anderen als Antwort auf den Satz: „Der Herr sei mit euch.“ Auch da ist mir nicht ganz klar, wer der Herr ist. Meine Professoren des Neuen Testaments haben mir gelehrt, dass „der Herr“ immer Christus ist. Aber seit der neuen Bibelübersetzung 2016 haben die Professoren des Alten Testaments den Namen „Jahwe“ mit „Herr“ übersetzt. Das haben sie getan, um der Bitte des jüdischen Oberrabbiners von Rom zu entsprechen. Juden und Jüdinnen sprechen den Namen „Jahwe“ nicht aus, um nicht unbewusst den Namen zu entehren. So weiß ich bis jetzt nicht, welcher Herr gemeint ist, wenn der Priester „Der Herr sei mit euch“ sagt. Jesus oder Jahwe. OK, ein großer Unterschied ist ohnehin nicht, ist doch in unserem Glauben Jesus ganz Gott und ganz Mensch. Aber welcher Geist ist damit gemeint, wenn ich antworte „Und mit deinem Geiste.“?

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Sexueller Missbrauch: 915 Seiten und so viele Fragen – Kölner Gutachten

Eine Studie versucht, die Vertuschung skandalöser Verbrechen aufzuarbeiten. Dann setzt der Kardinal von Köln zwei seiner wichtigsten Mitarbeiter vor die Tür. Ein Anfang?

Björn Gercke hat seine Ausführungen zur Vertuschung von Missbrauch im Erzbistum Köln kaum begonnen, da lässt seine Wortwahl aufhorchen. Von „Gift-Akten“ spricht der Jurist. Er meint damit Personalakten von Priestern, die den betroffenen Geistlichen oder der Kirche lästig oder gefährlich sein könnten – weil in ihnen Missbrauch und Vertuschung belegt sind. „Gift-Akten“, das ist Kirchendeutsch.

Und Gercke, der als unabhängiger Gutachter mit Mitarbeitern seiner Kanzlei über Monate viele tausend Seiten Papier durchgearbeitet und Beschuldigte befragt hat, legt nach. Kardinal Joachim Meisner, von 1989 bis 2014 Erzbischof des größten und wichtigsten deutschen Bistums, hatte einen eigenen Ordner mit dem Titel „Brüder im Nebel“. Das war die Sprache des Kirchenmannes für Priester-Täter. Es geht um Missbrauch, um sexuelle Gewalt gegen Kinder.

Der Heilige Geist bei Bischöfen und Priestern

Wenn sich jemand in der katholischen Kirche zum Priester weihen lässt, dann ist das zentrale Weihegebet ein Gebet zum Heiligen Geist. Das habe ich nicht gewusst.

Es ist „das Gebet der Kirche, welches der Bischof im Namen aller spricht“[1].
Papst Pius XII hat das in der Apostolischen Konstitution Sacramentum Ordinis bestimmt.[2]

Die heutige Form mit der Herabrufung des Heiligen Geistes wurde von der Kongregation für den Gottesdienst und das Sakramentenrecht 1989 bestimmt.“[3]

Bei der Diakonatsweihe lautet das Gebet: „Sende auf sie herab, o Herr, den Heiligen Geist. Seine siebenfältige Gnade möge sie stärken, ihren Dienst getreu zu erfüllen.“

Bei der Priesterweihe lautet das Gebet: „Allmächtiger Vater, wir bitten dich, gib diesen deinen Dienern die Würde des Priestertums. Erneuere in ihnen den Geist der Heiligkeit. Das Amt, das sie aus deiner Hand, o Gott, empfangen, die Teilhabe am Priesterdienst, sei ihr Anteil für immer. So sei ihr Leben für alle Vorbild und Richtschnur.“

Bei der Bischofsweihe lautet das Gebet: „Gieße jetzt aus über deinen Diener, den du erwählt hast, die Kraft, die von dir ausgeht, den Geist der Leitung. Ihn hast du deinem geliebten Sohn Jesus Christus gegeben, und er hat ihn den Aposteln verliehen. Sie haben die Kirche an den einzelnen Orten gegründet als dein Heiligtum, zur Ehre und zum unaufhörlichen Lob deines Namens.“

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Papst und Bischöfe sind meine Brüder, die dienen sollen

Bischöfe beim Unterschreiben des neuen Katakombenpaktes

Als ich Theologie zu studieren begonnen habe, hätte ich die Konzilstexte besser durchlesen sollen. Das Verhältnis zu den Bischöfen wäre dann ein anderes gewesen. Ich habe zwar sie nicht als Autoritätspersonen wahrgenommen, aber als Brüder habe ich sie nicht gesehen. Ich habe eine Schwester, zwei Brüder und ein nettes Verhältnis zu den anderen Christinnen und Christen, aber die Bischöfe als meine Brüder in Christus zu sehen, geschweige denn sie so anzusprechen, ist mir nicht in den Sinn gekommen. Ich kann mich erinnern, dass ich zu einer Frau unserer Pfarre einmal „Schwester in Christus“ gesagt habe, was sie sehr gefreut hat. Sie meinte, dass das ein schöner Ausdruck sei.

Jetzt lese ich, dass das Zweite Vatikanische Konzil die geweihten Amtsträger als meine Brüder bezeichnet.

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Bischöfe verpflichten sich für den Amazonas und gegen Gewalt: Der Text des Katakomben-Paktes

Bischof Kräutler unterschreibt den Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus

Rund 50 Bischöfe haben in der Domitillakatakombe in Rom eine Erklärung unterzeichnet, mit der sie sich zu einem verstärkten Einsatz für eine ganzheitlichen Ökologie, gegen jede Form der Gewalt sowie für Menschenrechte und die Anerkennung neuer kirchlicher Dienste verpflichten. Der „Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus“ steht in der Tradition des „Katakombenpakts für eine dienende und arme Kirche“, den 40 Konzilsväter zum Ende des II. Vatikanischen Konzils im November 1965 am selben Ort unterzeichnet haben. Mit den Kardinälen Claudio Hummes und Pedro Ricardo Barreto Jimeno waren zwei der führenden Kirchenmänner der aktuellen Amazonassynode anwesend. Hummes ist Generalrelator der Synode, Barreto ist einer der Vize-Präsidenten. Sie hatten Papst Franziskus vorab über die Zeremonie und den Text informiert.

Text des Katakombenpaktes auf Deutsch in PDF

Der Text: Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus:

Für eine Kirche mit einem amazonischem Gesicht, arm und dienend, prophetisch und samaritanisch

Wir, Teilnehmende der Synagoge für Amazonien, teilen die Freude, inmitten zahlreicher indigener Völker, Quilombolas[1], Flussuferbewohner, Migranten, und Gemeinden am Rande der Städte dieses riesigen Territoriums des Planeten zu leben. Mit ihnen haben wir die Kraft der Evangeliums zu erleben, die unter den Kleinen wirkt. Die Begegnung mit diesen Völkern fordert uns heraus und lässt uns zu einem einfacheren Leben der Teilens und der Dankbarkeit ein. Geprägt vom Hören auf die Schreie und Tränen, begrüßen wir von Herzen die Worte von Papst Franziskus:

„Viele Brüder und Schwestern im Amazonasgebiet tragen schwere Kreuze und warten auf den befreienden Trost des Evangeliums, das liebevolle Streicheln der Kirche. Für sie und mit ihnen gehen wir gemeinsam voran.“[2]

Wir erinnern uns mit Dankbarkeit an diejenigen Bischöfe, die in den Katakomben der Heiligen Domitilla am Ende des II. Vatikanischen Konzils den Pakt für eine dienende und arme Kirche[3] unterzeichnet haben. Wir erinnern uns auch mit Verehrung an alle Märtyrer, die Mitglieder der Kirchlichen Basisgemeinden, der volksnahen Pastoralorganisationen und Bewegungen waren; an indigene Führungskräfte, Missionarinnen und Missionare, Laiinnen und Laien, Priester und Bischöfe, die ihr Blut aufgrund der Option für die Armen vergossen haben, um das Leben zu verteidigen, und für den Schutz unseres gemeinsamen Hauses zu kämpfen.[4] In Dankbarkeit für deren Heroismus verbünden wir uns in unserer Entscheidung, ihren Einsatz mit Entschlossenheit und Mut fortzusetzen. Es ist ein Gefühl der Dringlichkeit angesichts der Aggressionen, die heute das Amazonasgebiet zerstören, Bedroht durch die Gewalt eines ausbeuterischen und konsumorientierten Wirtschaftssystem.

            Vor der Heiligen Dreifaltigkeit, unseren Ortskirchen, den Kirchen Lateinamerikas und der Karibik und vor den Kirchen, die sich mit uns in Afrika, Asien Ozeanien, Europa und Nordamerika solidarisch erklären, zu Füßen der Apostel Petrus und Paulus und der Vielzahl der Märtyrer Roms, Lateinamerikas und vor allem unseres Amazonasgebietes, in tiefer Kommunion mit dem Nachfolger Petri, rufen wir zum Heiligen Geist und verpflichten uns persönlich und gemeinschaftlich zu Folgendem:

  1. Angesichts der extremen Bedrohung durch die glöbale Erwärmung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen verpflichten wir uns, in unseren Territorien und Ländern und mit unserem Lebensstil, den Amazonas-Regenwald aufrechtzuerhalten. Aus ihm kommen die Gaben des Wasserreichtums für den Großteil Südamerikas, der Beitrag zum Kohlenstoffkreislauf und zur Regulierung des Weltklimas, eine unüberschaubare Biodiversität und eine reiche soziale Vielfalt für die Menschheit und er ganzen Erde.
  2. Wir erkennen, dass wir nicht Besitzer und Herren der Mutter Erde sind, sondern ihre Söhne und Töchter, die aus dem Staub der Erde gebildet wurden (Gen 2,7-8)[5], Gäste und Pilger (1Petr 1,17b; 1Petr 2,11)[6], die berufen sind, ihre eifrigen Sorgetragenden zu sein (Gen1,26)[7]. Aus diesem Grunde verpflichten wir uns zu einer ganzheitlichen Ökologie, in der alles miteinander verbunden ist, das menschliche Geschlecht und die ganze Schöpfung, denn alle Wesen sind Töchter und Söhne der Erde und der Geist Gottes schwebt über ihnen (Gen 1,2).
  3. Wir suchen darum den Bund Gottes mit der ganzen Schöpfung jeden Tag zu empfangen und zu erneuern: Siehe, ich richte meinen Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit allen, die aus der Arche gekommen sind.“ (Gen 9,9-10; Gen 9,12-17[8])
  4. In unseren Kirchen erneuern wir die vorrangige Option für die Armen, besonders für die Urvölker, und gemeinsam mit ihnen sichern wir ihnen das Recht, Protagonisten in der Gesellschaft und in der Kirche zu sein; wir helfen ihnen, ihre Territorien, Kulturen, Sprachen, ihr Geschichtsgut, ihre Identitäten und Spiritualitäten zu bewahren. Im wachsenden Bewusstsein, dass diese lokal und global respektiert werden müssen, heißen wir sie deswegen mit all uns zur Verfügung stehenden Mitteln, als Gleichberechtigte im globalen Kontext anderer Völker und Kulturen willkommen.
  5. Infolgedessen lehnen wir in unseren Pfarreien, Diözesen und Gruppen alle Arten jeglicher kolonialistischer Mentalität und Haltung ab. Wir heißen die kulturelle, ethnische und sprachliche Vielfalt im respektvollen Dialog mit allen spirituellen Traditionen willkommen und schätzen sie wert.
  6. Wir klagen alle Formen von Gewalt und Aggression gegen die Autonomie und Rechte der Ureinwohner, ihre Identität, ihrer Territorien und ihrer Lebensformen an.
  7. Wir verkünden die immer neu befreiende Botschaft des Evangeliums von Jesus Christus, im Willkommen-Heißen des Gegenübers und des Anderen, wie es Petrus im Hause des Kornelius geschah: Da sagte er zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem Juden nicht erlaubt ist, mit einem Nichtjuden zu verkehren oder sein Haus zu betreten; mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.“ (Apg 10,28)
  8. Mit anderen christlichen Gemeinschaften sind wir in der inkulturierten und befreienden Verkündigung des Evangeliums ökumenisch unterwegs und setzen uns mit ihnen und mit anderen Religionen und Personen guten Willens, in Solidarität mit den Urvölkern, mit den Armen und Kleingemachten für die Verteidigung ihrer Rechte und bei der Bewahrung des Gemeinsamen Hauses ein.
  9. In unseren Ortskirchen etablieren wir einen synodalen Lebensstil, wo Vertreterinnen und Vertreter der Urbevölkerung, Missionarinnen und Missionare, Laiinnen und Laien aufgrund ihrer Taufe und in Gemeinschaft mit ihren Pastoren in Diözesanversammlungen, Pastoralräten und Pfarreien und schließlich in allen, was ihnen in der Leitung der Gemeinden obliegt, eine Stimme haben.
  10. Wir fordern die dringende Anerkennung der bereits in den Gemeinden bestehenden kirchlichen Dienste, die von Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten, indigenen Katechtinnen und Katecheten, Lektorinnen und Lektoren und Dienerinnen und Dienern von Wortgottesdiensten ausgeübt werden, wobei insbesondere ihre Fürsorge für die Schwächsten und Ausgeschlossensten wertzuschätzen sind.
  11. In den uns anvertrauten Gemeinden wollen wir den Übergang von einer Besuchspastoral zu einer Anwesenheitspastoral wirksam machen, um das recht auf das Wort Gottes und die Eucharistie in allen Gemeinden sicherzustellen.
  12. Wir erkennen die Dienste und die bestehende Diakonie der großen Zahl von Frauen an, die heute im Amazonasgebiet Gemeinden leiten und suchen sie, durch ein angemessenes Amt als weibliche Gemeindeleiterinnen zu stärken.
  13. Wir suchen neue Wege des Handelns in den Städten, in denen wir wirken, mit dem Protagonismus von Laien und Jugendlichen, insbesondere im Blick auf ihre Randgebiete und auf die Migranten, auf Arbeiterinnen und Arbeiter, auf Arbeitslose, Studierende, Erzieher und Forscher und auf die Welt der Kultur und Kommunikation[9].
  14. Vor der Lawine des Konsums führen wir einen Lebensstil, der freudig nüchtern, einfach und solidarisch mit denen ist, die wenig oder gar nichts haben; wir reduzieren die Abfallproduktion und die Verwendung von Kunststoffen; wir fördern die Produktion und Vermarktung agroökologischen Produkten und wenn immer möglich nutzen wir öffentliche Verkehrsmittel.
  15. Wir stellen uns an die Seite derjenigen, die verfolgt werden aufgrund ihres prophetischen Handelns im Rahmen von Anklagen und Widergutmachung von Ungerechtigkeiten, ihres Einsatz zur Verteidigung von Land und der Rechte der Kleinen, ihre Aufnahme von und Unterstützung gegenüber Migranten und Flüchtlingen. Wir pflegen wahre Freundschaften mit den Armgemachten, wir besuchen die einfachsten Menschen und die Kranken, üben Amt und Dienst des Zuhörens, des Trostes und der Unterstützung aus, die Ermutigung und Erneuerung der Hoffnung bringen.

Im Bewusstsein unserer Zerbrechlichkeit, unserer Armut und Kleinheit angesichts solch großer und ernster Herausforderungen vertrauen wir und dem Gebet der Kirche an. Mögen vor allem unsere Kirchlichen Gemeinden uns mit ihrer Fürsprache, ihrer Zuneigung zum Herrn und, wenn nötig, mit der Liebe geschwisterlicher Berichtigung helfen.

       Wir begrüßen mit ganzem Herzen die Einladung von Kardinal Hummes, uns in diesen Tagen der Synode und bei der Rückkehr in unsere Kirchen vom Heiligen Geist leiten zu lassen:

       „Lasst euch vom Mantel der Mutter Gottes und Königin des Amazonasgebietes umhüllen. Lasst nicht zu, dass die Selbstbezüglichkeit und überwindet, sondern die Barmherzigkeit angesichts des Schreis der Armen und der Erde. Viel Gebet, Meditation und die Gabe der Unterscheidung werden ebenso notwendig sein wie eine konkrete Praxis der kirchlichen Verbundenheit und es synodalen Geistes. Diese Synode ist wie ein Tisch, den Gott für seine Armen bereitet hat und der uns bittet, diejenigen zu sein, die am Tisch dienen[10].
Wir feiern diese Eucharistie des Paktes als einen Akt der kosmischen Liebe: „Ja, kosmisch! Denn auch dann, wenn man die Eucharistie auf dem kleinen Altar einer Dorfkirche feiert, feiert man sie immer in einem gewissen Sinn auf dem Altar der Welt. Die Eucharistie vereint Himmel und Erde, umfasst und durchdringt die gesamte Schöpfung. Die Welt, die aus den Händen Gottes hervorging, kehrt zu ihm zurück in seliger und vollkommener Anbetung: Im eucharistischen Brot „ist die Schöpfung auf die Vergöttlichung, auf die heilige Hochzeit, auf die Vereinigung mit dem Schöpfer  elbst ausgerichtet“. Darum ist die Eucharistie auch eine Quelle des Lichts und der Motivation für unsere Sorgen um die Umwelt und richtet uns darauf aus, Hüter der gesamten Schöpfung zu sein.“[11]


[1] Nachfahren geflohener Sklavinnen und Sklaven

[2] Predigt von Papst Franziskus zur Eröffnung der Bischofssynode, Rom, 06.10.2019

[3] ARNTZ, Norbert. Der Katakombenpakt: Für eine dienende und armen Kirche Kevelaer: 2015. Der Pakt wurde von 42 Zelebranten unterzeichnet, dem sich später noch ca. 500 weitere Bischöfe anschlossen.

[4] Dokument von Aparecida (DAp): DAp 98, 140, 275, 383, 396

[5] Gen 2,7-8: „Da formte Gott, der HERR, den Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.“

[6] 1Petr 1,17b: „…dann führt auch, solange ihr in der Fremde seid, ein Leben in Gottesfurcht!“

[7] Gen 1,26-27: Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.

[8] Gen 9,12-17: „Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des Bundes werden zwischen mir und der Erde. Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt. Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. 17 Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde aufgerichtet habe.“

[9] Vgl. Dokument von Santo Domingo (DSD 302.1.3

[10] HUMMES, Card, Cláudio, 1s. CongregaçãoGeral do Sínodo amazônica, relaçãointrodutória do Relator Geral, Roma, 07-10-2019 (BO 792).

[11] Laudato Si, 236 (PDF-Dokument: https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/presse_2015/2015-06-18-Enzyklika-Laudato-si-DE.pdf

Der Katakombenpakt beim 2. Vatikanum (1962-1965) zur armen Kirche – ZDFmediathek

„Wir verzichten auf Titel, Luxus und leben mit den Armen!“ So schwören rund 40 katholische Bischöfe 1965 im Katakombenpakt. Heute fordert Papst Franziskus diesen Stil für alle. Eine Revolution? Die Dokumentation deckt zum einen auf, was damals kurz vor Ende des II. Vatikanischen Konzils geschehen und bis heute kaum bekannt ist. Sie zeigt zugleich die Konsequenzen für heute auf. Sie zeigt die Machtkämpfe, die damals wie heute in der Kirche stattfinden.Die Unterzeichner des Pakts waren Teilnehmer des II. Vatikanischen Konzils, in dem die katholische Kirche den Anschluss an die Moderne suchte. Papst Franziskus will heute die Reformen von damals umsetzen und stößt auf Widerstand. Der Film analysiert Geschichte und Gegenwart der „Kirche der Armen“, wie Papst Franziskus sie möchte.

Quelle: Der Katakombenpakt – ZDFmediathek