Der Text des Synodalforums III „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ auf der Vierten Synodalversammlung (8.-10.9.2022) „Verkündigung des Evangeliums durch Getaufte und Gefirmte in Wort und Sakrament“ wurde am 10.9.2022 mit großer Mehrheit angenommen.
Die Verkündigung des Evangeliums ist der Sinn des gesamten kirchlichen Handelns: In freudiger Zustimmung zum Dasein jedes Lebewesens und in beständiger Sorge um das Wohlergehen aller zeigt sich Gott als zugleich unbeirrbar barmherzig und gerecht. Gottes Verheißung, die Geschöpfe im Glück und in der Not des Lebens wahrzunehmen und sie trotz aller Schuld anzunehmen, ist in Jesus Christus in menschlicher Gestalt begegnet. Gottes Geistkraft vergegenwärtigt das Handeln Gottes in jeder Zeit. Im Vertrauen darauf gründet die Hoffnung auf ein ewiges Leben und Versöhnung aller mit allen am Ende der Zeiten.
Unter uns, in unserer Mitte, befinden sich intergeschlechtliche und transgeschlechtliche Menschen, die mit festem Glauben, mit Gottvertrauen, mit Jesus an ihrer Seite durch ihr Leben gehen. Doch die Kirche erschwert ihnen nicht selten das Glaubensleben. In den vergangenen Jahren ist ein stärkerer Fokus kirchlicherseits auf trans- und intergeschlechtliche Menschen zu beobachten – leider nicht im Sinne einer wohlwollenden pastoralen Begleitung oder einer Rezeption aktueller theologisch-wissenschaftlicher Forschung zu der Thematik. Unter Rückgriff auf die biblischen Schöpfungserzählungen und mit dem Vorwurf der „Gender-Ideologie“ werden intergeschlechtliche und transgeschlechtliche (aber auch homosexuelle) Menschen vermehrt ausgegrenzt, pathologisiert und verächtlich gemacht. Das römisch-katholische Lehramt kennt nur die ausschließliche Zweigeschlechtlichkeit in Form von Mann und Frau, die an körperlichen Kriterien festgemacht wird. Dabei verkennt bzw. missachtet das Lehramt weitestgehend Erkenntnisse aus Psychologie, Medizin und Anthropologie, nach denen Geschlecht auch nicht-binäre Varianten kennt und weitere Dimensionen enthält: die Geschlechtsidentität (das Wissen eines Menschen über sein eigenes Geschlecht) und den Geschlechtsausdruck (die Handlungsweisen und Präferenzen, die gesellschaftlich häufig einem bestimmten Geschlecht zugeschrieben werden).
Provisorisch bereinigter Entwurf, in den die Beschlussempfehlungen der Antragskommissionen zu den Änderungsanträgen zur besseren Übersichtlichkeit integriert sind, die auf der Synodalversammlung beraten werden. Einführung „Mit dem „Grundtext“ über „Macht und Gewaltententeilung“, der die „Gemeinsame Teilhabe und Teilnahme am Sendungsauftrag der Kirche“ qualifiziert, halten wir fest: Synodalität ist ein Grundvollzug der Kirche. Synodalität ist auch ein geistlicher Prozess, der hilft, das Wort Gottes heute zu hören und durch die Unterscheidung der Geister, durch Gebet und durch den Austausch von Argumenten die Evangelisierung zu fördern. Synodalität ist eine Form, in der die Glieder des Gottesvolkes ihre spezifischen Geistesgaben entdecken, einbringen und miteinander verbinden können. Synodalität ist zudem eine Form des transparenten und lösungsorientierten Arbeitens. Gemeinsam auf dem Synodalen Weg zu beraten und zu entscheiden, hat in den letzten Jahren die Gemeinschaft des Glaubens gestärkt. Diese guten Erfahrungen auf dem Synodalen Weg sind die Grundlage dafür, die Synodalität der katholischen Kirche in Deutschland weiter zu stärken. Das Miteinander von Bischöfen und Gläubigen auf der überdiözesanen Ebene soll zur ständigen Praxis werden.
Der Handlungstext des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ auf der Vierten Synodalversammlung (8.-10.9.2022) mit dem Titel „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“ wurde mit großer Mehrheit am 9.9.2022 angenommen.
Alle in einer Einrichtung der katholischen Kirche Tätigen tragen durch ihre Arbeit ohne Rücksicht auf die arbeitsrechtliche Stellung gemeinsam dazu bei, dass die Einrichtung ihren Teil am Sendungsauftrag der Kirche erfüllen kann (Dienstgemeinschaft).
Die Vorlage des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ auf der Vierten Synodalversammlung (8.-10.9.2022)wurde heute, 9.9.2022 mit großer Mehrheit, auch mit Zweidrittelmehrheit der Bischöfe abgestimmt.
Handlungstext: „Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“
Im Grundtext des Synodalforums 4 werden Erkenntnisse der Theologie, der Humanwissenschaften und der MHG-Studie aufgegriffen, die eine Veränderung der lehramtlich vertretenen Positionen hinsichtlich homosexueller Menschen nahelegen, wie sie u.a. im Katechismus der Katholischen Kirche dargelegt werden. Um durch eine Neubewertung der Homosexualität die kirchliche Lehre fortzuentwickeln, wendet sich die Synodalversammlung an den Papst und empfiehlt ihm, eine weltkirchliche Verständigung dazu zu erzielen.
Diese Vorlagedes Synodalforums III„Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ zur Zweiten Lesungauf der Vierten Synodalversammlung (8.-10.9.2022) wurde am 9.9.2022 (mit kleinen Änderungen) angenommen. Große Mehrheit im Plenum, auch von 60 Bischöfen haben 45 dafür gestimmt. (10 dagegen und 5 enthalten). Das ist ein großer Erfolg! Danach geht es um die Handlungstexte.
„Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht männlich und weiblich; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3,28). Diese ermutigenden Worte des Paulus sind für die sich hier anschließenden Überlegungen leitend. Trennungen nach Herkunft, Stand und Geschlecht sind in der Gemeinschaft, die sich zu Jesus als Christus bekennt, aufgehoben. Eine Konsequenz aus dem in der Taufe begründeten gemeinsamen Priestertum jedes einzelnen Christgläubigen ist die Teilhabe aller an der Sendung der Kirche zur Verkündigung des Evangeliums in der Welt. Weil alle „einer in Christus Jesus“ sind, kann es keine allein im Geschlecht begründete Hierarchie bei der Übernahme von Diensten und Ämtern geben. Geschlechtergerechtigkeit im Sinne der biblisch überlieferten Weisungen Gottes in den sich verändernden kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten zu leben, kann künftig die Grundlage der Handlungsweisen in der Römisch-katholischen Kirche sein. Konkret bedeutet dies dann: Alle Getauften und Gefirmten erfahren unabhängig von ihrem Geschlecht Anerkennung und Wertschätzung ihrer Charismen und ihrer geistlichen Berufung; sie werden entsprechend ihrer Eignung, ihren Fähigkeiten und Kompetenzen in Diensten und Ämtern tätig, die der Verkündigung des Evangeliums in unserer Zeit dienen.
Der folgende Text des Synodalforums IV „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ wurde auf der Vierten Synodalversammlung (8.-10.9.2022) am 8.9. 2022 abgestimmt. Ergebnis: Im Plenum:196 Stimmen, 82% Ja, 17% Nein, 2 Enthaltungen. Das ist eine Zweidrittelmehrheit! 2. 57 Bischöfe: 33 Stimmen = 61% Ja. 21 #Bischöfe Nein, 3 Enthaltungen. Das ist eine einfache Mehrheit. Der Text ist wegweisend für die universale Kirche. Quelle 1: https://www.synodalerweg.de/fileadmin/Synodalerweg/Dokumente_Reden_Beitraege/SV-IV/SV-IV_Synodalforum-IV-Grundtext-Lesung2.pdf Quelle 2: https://www.synodalerweg.de/
Präambel
Die Synodalversammlung weiß um die große Bedeutung, die einer selbstkritischen Positionsbestimmung zur Lehre unserer Kirche zu den Fragen von Liebe, Sexualität und Partnerschaft zu- kommt. Zwar ist die Sexuallehre unserer Kirche für die unerträglichen Akte sexualisierter Gewalt nicht unmittelbar ursächlich. Gleichwohl bildet sie einen normativen Hintergrund, der solche Taten offensichtlich hat begünstigen können.
Als Mitglieder der Synodalversammlung tragen wir in unterschiedlicher Weise Verantwortung für unsere Kirche. In dieser Verantwortung anerkennen wir ausdrücklich die Schuld, die durch sexualisierte Gewalt in kirchlichen Einrichtungen, Gemeinden und Gemeinschaften entstanden ist. Wir erwarten die Übernahme persönlicher Verantwortung derer, die daran (mit-)schuldig wurden. Zugleich suchen wir als Synodalversammlung Wege glaubwürdiger Umkehr.
Auch durch die Lehre zu Sexualität und die kirchliche Praxis haben sich Mitglieder unserer Kirche, aber auch die Kirche als Institution und Gemeinschaft der Glaubenden schuldig gemacht. Wir machen uns daher das freimütige Bekenntnis und die Übernahme von Verantwortung der deutschen Sprachgruppe bei der Römischen Familiensynode im Oktober 2015 zu eigen: „Kirchliche Begleitung [ist] insbesondere in Situationen der Bedrängnis gefordert […]. Hier gilt es nicht nur anzuerkennen, was die Kirche leistet, sondern ehrlich zu sagen, was wir als Kirche versäumt haben: Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der Pastoral immer wieder zu unbarmherzigen Haltungen, die Leid über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete.“
Medard Kehl SJ im Interview über sein Verhältnis zur Kirche, den Papstgehorsam der Jesuiten und die Frage nach sentire cum ecclesia und Kirchenkritik.
Medard Kehl SJ: Die Bergpredigt veranschaulicht, was es bedeutet, unter der „Herrschaft Gottes“ zu leben, dem Kommen des Reiches Gottes zu dienen. So stellt sich Jesus Herrschaft Gottes, Reich Gottes vor. Zum Beispiel das Thema Vergeltung: Nicht mehr „Wie du mir so ich dir“, sondern wirklich „Wie Gott mir so ich dir“. Es ist ja nicht bloß, „Wenn einer dich schlägt, halt ihm auch die andere Backe hin.“ Es ist nicht einfach alles geduldig hinnehmen, das wäre zu wenig.
Rund 50 Bischöfe haben in der Domitillakatakombe in Rom eine Erklärung unterzeichnet, mit der sie sich zu einem verstärkten Einsatz für eine ganzheitlichen Ökologie, gegen jede Form der Gewalt sowie für Menschenrechte und die Anerkennung neuer kirchlicher Dienste verpflichten. Der „Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus“ steht in der Tradition des „Katakombenpakts für eine dienende und arme Kirche“, den 40 Konzilsväter zum Ende des II. Vatikanischen Konzils im November 1965 am selben Ort unterzeichnet haben. Mit den Kardinälen Claudio Hummes und Pedro Ricardo Barreto Jimeno waren zwei der führenden Kirchenmänner der aktuellen Amazonassynode anwesend. Hummes ist Generalrelator der Synode, Barreto ist einer der Vize-Präsidenten. Sie hatten Papst Franziskus vorab über die Zeremonie und den Text informiert.
Für eine Kirche mit einem amazonischem Gesicht, arm und
dienend, prophetisch und samaritanisch
Wir, Teilnehmende der Synagoge
für Amazonien, teilen die Freude, inmitten zahlreicher indigener Völker,
Quilombolas[1],
Flussuferbewohner, Migranten, und Gemeinden am Rande der Städte dieses riesigen
Territoriums des Planeten zu leben. Mit ihnen haben wir die Kraft der
Evangeliums zu erleben, die unter den Kleinen wirkt. Die Begegnung mit diesen Völkern
fordert uns heraus und lässt uns zu einem einfacheren Leben der Teilens und der
Dankbarkeit ein. Geprägt vom Hören auf die Schreie und Tränen, begrüßen wir von
Herzen die Worte von Papst Franziskus:
„Viele Brüder und Schwestern im Amazonasgebiet tragen
schwere Kreuze und warten auf den befreienden Trost des Evangeliums, das
liebevolle Streicheln der Kirche. Für sie und mit ihnen gehen wir gemeinsam
voran.“[2]
Wir erinnern uns mit Dankbarkeit
an diejenigen Bischöfe, die in den Katakomben der Heiligen Domitilla am Ende
des II. Vatikanischen Konzils den Pakt für eine dienende und arme Kirche[3]
unterzeichnet haben. Wir erinnern uns auch mit Verehrung an alle Märtyrer, die
Mitglieder der Kirchlichen Basisgemeinden, der volksnahen Pastoralorganisationen
und Bewegungen waren; an indigene Führungskräfte, Missionarinnen und Missionare,
Laiinnen und Laien, Priester und Bischöfe, die ihr Blut aufgrund der Option für
die Armen vergossen haben, um das Leben zu verteidigen, und für den Schutz
unseres gemeinsamen Hauses zu kämpfen.[4] In
Dankbarkeit für deren Heroismus verbünden wir uns in unserer Entscheidung,
ihren Einsatz mit Entschlossenheit und Mut fortzusetzen. Es ist ein Gefühl der
Dringlichkeit angesichts der Aggressionen, die heute das Amazonasgebiet
zerstören, Bedroht durch die Gewalt eines ausbeuterischen und konsumorientierten
Wirtschaftssystem.
Vor der
Heiligen Dreifaltigkeit, unseren Ortskirchen, den Kirchen Lateinamerikas und
der Karibik und vor den Kirchen, die sich mit uns in Afrika, Asien Ozeanien,
Europa und Nordamerika solidarisch erklären, zu Füßen der Apostel Petrus und
Paulus und der Vielzahl der Märtyrer Roms, Lateinamerikas und vor allem unseres
Amazonasgebietes, in tiefer Kommunion mit dem Nachfolger Petri, rufen wir zum
Heiligen Geist und verpflichten uns persönlich und gemeinschaftlich zu
Folgendem:
Angesichts der extremen Bedrohung durch die
glöbale Erwärmung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen verpflichten
wir uns, in unseren Territorien und Ländern und mit unserem Lebensstil, den
Amazonas-Regenwald aufrechtzuerhalten. Aus ihm kommen die Gaben des
Wasserreichtums für den Großteil Südamerikas, der Beitrag zum
Kohlenstoffkreislauf und zur Regulierung des Weltklimas, eine unüberschaubare
Biodiversität und eine reiche soziale Vielfalt für die Menschheit und er ganzen
Erde.
Wir erkennen, dass wir nicht Besitzer und Herren
der Mutter Erde sind, sondern ihre Söhne und Töchter, die aus dem Staub der
Erde gebildet wurden (Gen 2,7-8)[5],
Gäste und Pilger (1Petr 1,17b; 1Petr 2,11)[6],
die berufen sind, ihre eifrigen Sorgetragenden zu sein (Gen1,26)[7].
Aus diesem Grunde verpflichten wir uns zu einer ganzheitlichen Ökologie, in der
alles miteinander verbunden ist, das menschliche Geschlecht und die ganze Schöpfung,
denn alle Wesen sind Töchter und Söhne der Erde und der Geist Gottes schwebt
über ihnen (Gen 1,2).
Wir suchen darum den Bund Gottes mit der ganzen
Schöpfung jeden Tag zu empfangen und zu erneuern: Siehe, ich richte meinen
Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen
bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit
allen, die aus der Arche gekommen sind.“ (Gen 9,9-10; Gen 9,12-17[8])
In unseren Kirchen erneuern wir die vorrangige
Option für die Armen, besonders für die Urvölker, und gemeinsam mit ihnen sichern
wir ihnen das Recht, Protagonisten in der Gesellschaft und in der Kirche zu
sein; wir helfen ihnen, ihre Territorien, Kulturen, Sprachen, ihr Geschichtsgut,
ihre Identitäten und Spiritualitäten zu bewahren. Im wachsenden Bewusstsein,
dass diese lokal und global respektiert werden müssen, heißen wir sie deswegen
mit all uns zur Verfügung stehenden Mitteln, als Gleichberechtigte im globalen
Kontext anderer Völker und Kulturen willkommen.
Infolgedessen lehnen wir in unseren Pfarreien,
Diözesen und Gruppen alle Arten jeglicher kolonialistischer Mentalität und
Haltung ab. Wir heißen die kulturelle, ethnische und sprachliche Vielfalt im
respektvollen Dialog mit allen spirituellen Traditionen willkommen und schätzen
sie wert.
Wir klagen alle Formen von Gewalt und Aggression
gegen die Autonomie und Rechte der Ureinwohner, ihre Identität, ihrer Territorien
und ihrer Lebensformen an.
Wir verkünden die immer neu befreiende Botschaft
des Evangeliums von Jesus Christus, im Willkommen-Heißen des Gegenübers und des
Anderen, wie es Petrus im Hause des Kornelius geschah: Da sagte er zu ihnen:
Ihr wisst, dass es einem Juden nicht erlaubt ist, mit einem Nichtjuden zu
verkehren oder sein Haus zu betreten; mir aber hat Gott gezeigt, dass man
keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.“ (Apg 10,28)
Mit anderen christlichen Gemeinschaften sind wir
in der inkulturierten und befreienden Verkündigung des Evangeliums ökumenisch
unterwegs und setzen uns mit ihnen und mit anderen Religionen und Personen
guten Willens, in Solidarität mit den Urvölkern, mit den Armen und
Kleingemachten für die Verteidigung ihrer Rechte und bei der Bewahrung des Gemeinsamen
Hauses ein.
In unseren Ortskirchen etablieren wir einen
synodalen Lebensstil, wo Vertreterinnen und Vertreter der Urbevölkerung,
Missionarinnen und Missionare, Laiinnen und Laien aufgrund ihrer Taufe und in
Gemeinschaft mit ihren Pastoren in Diözesanversammlungen, Pastoralräten und
Pfarreien und schließlich in allen, was ihnen in der Leitung der Gemeinden
obliegt, eine Stimme haben.
Wir
fordern die dringende Anerkennung der bereits in den Gemeinden bestehenden
kirchlichen Dienste, die von Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten,
indigenen Katechtinnen und Katecheten, Lektorinnen und Lektoren und Dienerinnen
und Dienern von Wortgottesdiensten ausgeübt werden, wobei insbesondere ihre Fürsorge
für die Schwächsten und Ausgeschlossensten wertzuschätzen sind.
In
den uns anvertrauten Gemeinden wollen wir den Übergang von einer
Besuchspastoral zu einer Anwesenheitspastoral wirksam machen, um das recht auf
das Wort Gottes und die Eucharistie in allen Gemeinden sicherzustellen.
Wir
erkennen die Dienste und die bestehende Diakonie der großen Zahl von Frauen an,
die heute im Amazonasgebiet Gemeinden leiten und suchen sie, durch ein angemessenes
Amt als weibliche Gemeindeleiterinnen zu stärken.
Wir
suchen neue Wege des Handelns in den Städten, in denen wir wirken, mit dem
Protagonismus von Laien und Jugendlichen, insbesondere im Blick auf ihre
Randgebiete und auf die Migranten, auf Arbeiterinnen und Arbeiter, auf Arbeitslose,
Studierende, Erzieher und Forscher und auf die Welt der Kultur und
Kommunikation[9].
Vor
der Lawine des Konsums führen wir einen Lebensstil, der freudig nüchtern,
einfach und solidarisch mit denen ist, die wenig oder gar nichts haben; wir
reduzieren die Abfallproduktion und die Verwendung von Kunststoffen; wir
fördern die Produktion und Vermarktung agroökologischen Produkten und wenn
immer möglich nutzen wir öffentliche Verkehrsmittel.
Wir
stellen uns an die Seite derjenigen, die verfolgt werden aufgrund ihres prophetischen
Handelns im Rahmen von Anklagen und Widergutmachung von Ungerechtigkeiten, ihres
Einsatz zur Verteidigung von Land und der Rechte der Kleinen, ihre Aufnahme von
und Unterstützung gegenüber Migranten und Flüchtlingen. Wir pflegen wahre Freundschaften
mit den Armgemachten, wir besuchen die einfachsten Menschen und die Kranken, üben
Amt und Dienst des Zuhörens, des Trostes und der Unterstützung aus, die
Ermutigung und Erneuerung der Hoffnung bringen.
Im Bewusstsein unserer
Zerbrechlichkeit, unserer Armut und Kleinheit angesichts solch großer und ernster
Herausforderungen vertrauen wir und dem Gebet der Kirche an. Mögen vor allem
unsere Kirchlichen Gemeinden uns mit ihrer Fürsprache, ihrer Zuneigung zum
Herrn und, wenn nötig, mit der Liebe geschwisterlicher Berichtigung helfen.
Wir
begrüßen mit ganzem Herzen die Einladung von Kardinal Hummes, uns in diesen
Tagen der Synode und bei der Rückkehr in unsere Kirchen vom Heiligen Geist
leiten zu lassen:
„Lasst
euch vom Mantel der Mutter Gottes und Königin des Amazonasgebietes umhüllen.
Lasst nicht zu, dass die Selbstbezüglichkeit und überwindet, sondern die
Barmherzigkeit angesichts des Schreis der Armen und der Erde. Viel Gebet,
Meditation und die Gabe der Unterscheidung werden ebenso notwendig sein wie
eine konkrete Praxis der kirchlichen Verbundenheit und es synodalen Geistes.
Diese Synode ist wie ein Tisch, den Gott für seine Armen bereitet hat und der
uns bittet, diejenigen zu sein, die am Tisch dienen[10].
Wir feiern diese Eucharistie des Paktes als einen Akt der kosmischen Liebe:
„Ja, kosmisch! Denn auch dann, wenn man die Eucharistie auf dem kleinen Altar einer
Dorfkirche feiert, feiert man sie immer in einem gewissen Sinn auf dem Altar der
Welt. Die Eucharistie vereint Himmel und Erde, umfasst und durchdringt die gesamte
Schöpfung. Die Welt, die aus den Händen Gottes hervorging, kehrt zu ihm zurück
in seliger und vollkommener Anbetung: Im eucharistischen Brot „ist die Schöpfung
auf die Vergöttlichung, auf die heilige Hochzeit, auf die Vereinigung mit dem Schöpfer elbst ausgerichtet“. Darum ist die Eucharistie
auch eine Quelle des Lichts und der Motivation für unsere Sorgen um die Umwelt und
richtet uns darauf aus, Hüter der gesamten Schöpfung zu sein.“[11]
[2]
Predigt von Papst Franziskus zur Eröffnung der Bischofssynode, Rom, 06.10.2019
[3]
ARNTZ, Norbert. Der Katakombenpakt: Für eine dienende und armen Kirche Kevelaer:
2015. Der Pakt wurde von 42 Zelebranten unterzeichnet, dem sich später noch ca.
500 weitere Bischöfe anschlossen.
[5]
Gen 2,7-8: „Da formte Gott, der HERR, den
Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde
der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im
Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.“
[6]
1Petr 1,17b: „…dann führt auch, solange ihr in
der Fremde seid, ein Leben in Gottesfurcht!“
[7]
Gen 1,26-27: Dann sprach Gott: Lasst uns
Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische
des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und
über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den Menschen als sein
Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.
[8]
Gen 9,12-17: „Das ist das Zeichen des Bundes,
den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle
kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des
Bundes werden zwischen mir und der Erde. Balle ich Wolken über der Erde zusammen
und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der
besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und
das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.
Steht der Bogen in den Wolken, so werde
ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen
lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. 17 Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des
Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde
aufgerichtet habe.“
Die Reformdebatte in der katholischen Kirche duldet keinen weiteren Aufschub. Es braucht jetzt dringend noch mehr: eine Reformoffensive. Der „synodale Weg“ in Deutschland und die Amazonas-Synode im Vatikan wollen Zeichen setzen. Doch der Widerspruch ist enorm. Ein jesuitischer Aufschrei in christlich dramatischer Zeit.