Wir hängen unsere Thesen für eine lebendige Kirche an Dom- und Kirchentüren. Mit diesem Thesenanschlag im gesamten Bundesgebiet weisen wir auf die eklatanten Missstände in der katholischen Kirche hin und untermauern damit unsere Forderungen nach Reformen hin zu einer zukunftsfähigen, geschwisterlichen und vielgestaltigen Kirche. Bilder aus allen Ecken und Enden der Republik und weitere Informationen zu dieser Aktion finden sich hier.
An alle Menschen, die guten Willens sind!
1. #gerecht – gleiche Würde – gleiche Rechte In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern. Denn Menschenrechte und Grundgesetz garantieren allen Menschen gleiche Rechte – nur die katholische Kirche ignoriert das. Mannsein begründet heute Sonderrechte in der Kirche.
2. #partizipativ – gemeinsame Verantwortung In unserer Kirche haben alle teil am Sendungsauftrag; Macht wird geteilt. Denn der Klerikalismus ist heute eines der Grundprobleme der katholischen Kirche und fördert den Machtmissbrauch mit all seinen menschenunwürdigen Facetten.
3. #glaubwürdig – respektvoller Umgang und Transparenz In unserer Kirche werden Taten sexualisierter Gewalt umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Ursachen werden konsequent bekämpft. Denn viel zu lange schon ist die katholische Kirche ein Tatort sexueller Gewalt. Kirchliche Machthaber halten immer noch Informationen zu solchen Gewaltverbrechen unter Verschluss und stehlen sich aus der Verantwortung.
4. #bunt – leben in gelingenden Beziehungen Unsere Kirche zeigt eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber selbstbestimmter achtsamer Sexualität und Partnerschaft. Denn die offiziell gelehrte Sexualmoral ist lebensfremd und diskriminierend. Sie orientiert sich nicht am christlichen Menschenbild und wird von der Mehrheit der Gläubigen nicht mehr ernst genommen.
5. #lebensnah – ohne Pflichtzölibat In unserer Kirche ist die zölibatäre Lebensform keine Voraussetzung für die Ausübung eines Weiheamtes. Denn die Zölibatsverpflichtung hindert Menschen daran, ihrer Berufung zu folgen. Wer diese Pflicht nicht einhalten kann, lebt oft hinter Scheinfassaden und wird in existentielle Krisen gestürzt.
6. #verantwortungsvoll – nachhaltiges Wirtschaften Unsere Kirche wirtschaftet nach christlichen Prinzipien. Sie ist Verwalterin des ihr anvertrauten Vermögens; es gehört ihr nicht. Denn Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung kirchlicher Entscheidungsträger haben das Vertrauen in die Kirche tiefgreifend erschüttert und schwinden lassen.
7. #relevant – für Menschen, Gesellschaft und Umwelt. Unser Auftrag ist die Botschaft Jesu Christi. Wir handeln danach und stellen uns dem gesellschaftlichen Diskurs. Denn die Kirchenleitung hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Sie schafft es nicht, sich überzeugend Gehör zu verschaffen und sich im Sinne des Evangeliums für eine gerechte Welt einzusetzen.
150 Katholikinnen schreiben in einem neuen Buch über ihren Wunsch, Priesterin zu werden – bislang unmöglich in der katholischen Kirche. Die Frauen drängen auf ein Umdenken, eine schreibt sogar an den Papst.
Ich bete für die Kirche.
Heiliger Geist, du Seele der Kirche,
Komm in unsere Mitte, sei uns zugegen,
ergieße dich mit deiner Gnade in unsere Herzen!
Lehre uns, was wir tun sollen,
weise uns, wohin wir gehen sollen,
zeige uns, was wir wirken müssen,
damit wir durch deine Hilfe dir in allem wohl gefallen!
Du allein sollst unsere Urteile wollen und vollbringen,
denn du allein trägst mit dem Vater und dem Sohne
den Namen der Herrlichkeit.
Der du die Wahrheit über alles andere liebst,
lass nicht zu, dass wir durcheinanderbringen, was du geordnet hast!
Unwissenheit soll uns nicht irre leiten,
Beifall der Menschen nicht verführen,
Bestechlichkeit und falsche Rücksichten sollen uns nicht verderben.
Deine Gnade allein möge uns binden an dich.
Lass uns eins sein in dir und nicht abweichen von der Wahrheit.
Wie wir in deinem Namen versammelt sind,
so lass uns auch in allem, vom Geist der Kindschaft geführt,
festhalten an der Gerechtigkeit des Glaubens,
dass unser Denken hier nie uneins werde mit dir,
und dass wir in der kommenden Welt
für rechtes Handeln ewigen Lohn empfangen.
Als Ernst von Baer 1827 die weibliche Eizelle und das Eindringen der Samenzelle in letztere entdeckte, bedeutete dies nicht nur eine medizinische Revolution. Vielmehr geriet ein Menschenbild ins Wanken, das seit der Antike das Geschlechterverhältnis von Mann und Frau bestimmt hatte. Vom Mann als formgebendes Prinzip des Menschen, wie schon Aristoteles meinte, und über den „mas occasionatus“(Frau ist ein missglückter Mann und nur eine Art Brutkasten) des Thomas von Aquin spannt sich der Bogen bis zur Französischen Revolution, seit der der Prozess der Frauenemanzipation als Frucht der Aufklärung endgültig Fuß fasste und mit Baers Entdeckung auf volle Touren kam. Immerhin sind rechtliche Gleichstellung und Gleichbehandlung von Mann und Frau in vielen westlichen Ländern heute verfassungsrechtlich verbrieft. Den Hintergrund, warum das in der Kirche nicht so ist, möchte ich etwas erhellen. Ich vermeide, dieses brisante Thema sehr ausführlich zu behandeln, da es den Rahmen von „Christenwind“ weit überschreiten würde. Mein Ziel ist, die kulturellen, theologischen und rechtlichen Grundlagen für die unterschiedliche Behandlung von Frauen und Männern in der Kirche leicht lesbar und verständlich in Erinnerung zu rufen.
Frau in der Kirche
Die Frau hatte es von Anfang an schwer. War doch schon Paulus ambivalent hinsichtlich dessen, was Frauen sind bzw. dürfen und was nicht, und ohne die drei tritopaulinischen Pastoralbriefe (spätere pseudopaulinische Briefe, zwei an Timotheus und der an Titus) wäre das Neue Testament sehr viel frauenfreundlicher. Immerhin gibt es Kirchenlehrerinnen und Heilige und bis ins 19. Jahrhundert Äbtissinnen, die eine den Bischöfen vergleichbare Machtfülle hatten. Und seit einigen Jahrzehnten werden in zunehmendem Maße auch Frauen in leitende Positionen in der Kirche berufen, allerdings nur dann, wenn diese Positionen kirchenrechtlich nicht ausschließlich geweihten Klerikern vorbehalten sind. Und damit lege ich die Hand in die offene Wunde: Frauen sind nach dem Kirchenrecht vom Weihesakrament (für Diakon, Priester und Bischof) ausgeschlossen. Denn Leitungs- und Weihegewalt sind in der Kirche direkt miteinander verknüpft. In Zusammenschau mit dem Thema dieses Beitrages möchte ich die wesentlichen Argumente gegen bzw. für eine Frauenordination auflisten:
Jerome Vignon, der für den französische Laien-Dachverband „Promesse d’Eglise“ die Synodalversammlung beobachtete, sagte, die Fragen nach der Macht in der Kirche, nach dem Zölibat und der Rolle der Frauen bewegten auch viele Katholiken in Frankreich. Es gehe hier wie dort darum, „einen Weg zu finden, wie die Kirche auch in Zukunft ihre Stimme in der Gesellschaft hörbar machen kann“.
Präsident des Katholischen Laienrates Österreichs, Wolfgang Rank, auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz und des ZdK bei Synodalversammlung in Frankfurt dabei – Debatte hatte „große Breite und Tiefe“, „hohes Niveau“ und ist auch für Österreich und Weltkirche relevant
„Sehr spannend und sehr beeindruckend“ hat ein hochrangiger Vertreter
des Laienapostolates in Österreich die erste Etappe des „Synodalen
Weges“ der katholischen Kirche in Deutschland erlebt: Wolfgang Rank, der
Präsident des Katholischen Laienrates (KLRÖ) nahm auf Einladung der
Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken (ZdK) als Beobachter an der Synodalversammlung von 30. Jänner
bis 1. Februar in Frankfurt teil, die nach dem kirchlichen
Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen
sollte. Dabei wurden nicht nur bekannte „heiße Eisen“ wie Zölibat,
Sexualmoral oder die Stellung der Frau angesprochen, sondern auch
grundsätzliche Fragen rund um Macht und Gewaltenteilung in der Kirche,
so Rank am Montag im Interview mit „Kathpress“.
Ihn hätten rund
um die Versammlung von 230 Vertretern des deutschen Episkopates,
verschiedener Laienorganisationen und Ordensgemeinschaften etliche
E-Mails erreicht, die einerseits Skepsis im Sinne von „da wird viel
geredet, aber wenig umgesetzt werden“ ausdrückten. Andererseits gab es
auch Hoffnung, dass sich durch den in Deutschland angestoßenen
Reformprozess auch auf weltkirchlicher Ebene etwas verändern könnte –
eine Einschätzung, die auch Rank teilt, wie er sagte.
Ungewohnt offen formuliert die Synodalversammlung der katholischen Kirche den Wunsch nach Reformen – vom Zölibat bis zur Rolle der Frauen, von der Sexuallehre bis zum Missbrauchsskandal in der Kirche.
Janosch Roggel aus dem Erzbistum Paderborn tritt ans Mikrofon, einer der jüngeren Menschen im Raum, drückt auf seinem Tablet herum, doch das Ding will nicht wie er, es gibt ein paar Lacher, endlich geht es los.
„Der Missbrauch durch einen Priester war für mich das Schlimmste“, sagt Janosch Roggel. „Ich bin transsexuell. Meine ganze Existenz erscheint der Kirche als sündhaft. Jeder von uns ist erpressbar. Ich war erwachsen und doch unfrei. Man kann nicht verlangen, dass Opfer sich dieser Veranstaltung stellen. Aber wir sind im Raum und hören zu.“ Totenstill ist es. Dann applaudieren die ersten, bald alle, stehend. Der nächste Redner zum Thema Sexualmoral der katholischen Kirche ist Dominikus Schwaderlapp, Weihbischof in Köln; er plädiert dafür, die Lehre der Kirche zu „schätzen, bewahren und vertiefen“.
Selten ist auf einem offiziellen Forum der katholischen Kirche in Deutschland so offen geredet worden wie auf dieser Versammlung in Frankfurt
Kommentar: Konservativer Klerus bremst, Gläubige geben Gas
Katholische Kirche
Deutschlands Katholiken wollen nicht mehr warten. Sie
verlangen Reformen. Und Gläubige weltweit hoffen, dass im Land Luthers
der Durchbruch gelingt. Der Synodale Weg ist eine Zerreißprobe, meint
Christoph Strack.
Schafft die katholische Kirche den Weg aus dem 19. Jahrhundert in die
Moderne? Gut zehn Jahre nach Beginn der Aufdeckung des sexuellen
Missbrauchs hat sich die katholische Kirche in Deutschland auf den
sogenannten Synodalen Weg gemacht. Eine Versammlung der Gläubigen, Männer und Frauen, Priester und Laien, die es in dieser Form noch nicht gab.
Beim Auftakt ging es um Macht und Machtmissbrauch, das Priesterbild der Zukunft, die Rolle der Frau, um Kirche, Liebe und Sexualität, aber zu wenig um die Perspektive der Opfer von Missbrauch, der Opfer des Systems Kirche. Diese Themen werden den Synodalen Weg bestimmen. Und klar ist: Damit steht auch die Frage nach einer Lockerung der Zölibatspflicht für Deutschland und einer Aufwertung von Frauen in der Kirche zur Debatte.
Ich bin katholische Theologin, Journalistin und Buchautorin. Ich fühle mich seit meiner Jugend zur römisch-katholischen Priesterin berufen und kämpfe seit Jahren für mehr Gleichberechtigung für Frauen und Männer in der Kirche. Der britische Sender BBC hat mich auf die Liste «BBC 100 Women 2018» gewählt und zählt mich zu den 100 inspirierendsten und einflussreichsten Frauen der Welt.
Wir fordern die Kirchenleitungen im deutschsprachigen Raum auf, dem Papst ähnliche mutige Vorschläge zu machen, wie die Amazonas-Synode.
Online-Petition an die Kirchenleitungen
Die Amazoniensynode war ein historisches Ereignis für die Weltkirche. Sie wird auch in unsere Ortskirchen Bewegung bringen, wenn dieser Kairos jetzt genutzt wird! Deshalb fordern wir die Kirchenleitungen im deutschsprachigen Raum auf, dem Papst ähnliche mutige Vorschläge zu machen.
Wir sind bereit, uns das Hauptanliegen der Amazoniensynode anzueignen. Wir verpflichten uns persönlich zu einem Lebensstil, der die Mitwelt schont. Wir setzen uns für eine Politik ein, welche eine nachhaltige Balance zwischen Ökologie und sozialer Gerechtigkeit sucht. Wir bitten junge Menschen, uns dabei mit ihrem Engagement und ihrem Mut zu unterstützen.
Zudem fordern wir die Bischofskonferenzen auf, dem Papst im Rahmen verstärkten Einsatzes für das Evangelium mutige Vorschläge zur Milderung des Priestermangels zu machen. Auch bei uns gibt es lebendige Gemeinden, die einen „eucharistischen Hunger“ haben, den zu stillen „die Hirten verantwortlich“ sind, so Papst Franziskus.
Wie die Bischöfe Amazoniens sollen auch unsere Bischöfe, in Deutschland insbesondere über den „Synodalen Weg“, vorschlagen: In konkreten Fällen soll Personen, die sich in den Gemeinden bewährt haben und von diesen vorgeschlagen werden, über den Weg des Diakonats der Zugang zur Priesterweihe eröffnet werden. Frauen soll der Zugang zum Diakonat ermöglicht werden. Auch Frauen stehen für das Evangelium, haben Erfahrung in der Leitung von lebendigen Gemeinschaften, sind in den Gemeinden respektiert und haben verantwortungsvolle Aufgaben inne.
Rund 50 Bischöfe haben in der Domitillakatakombe in Rom eine Erklärung unterzeichnet, mit der sie sich zu einem verstärkten Einsatz für eine ganzheitlichen Ökologie, gegen jede Form der Gewalt sowie für Menschenrechte und die Anerkennung neuer kirchlicher Dienste verpflichten. Der „Katakombenpakt für das Gemeinsame Haus“ steht in der Tradition des „Katakombenpakts für eine dienende und arme Kirche“, den 40 Konzilsväter zum Ende des II. Vatikanischen Konzils im November 1965 am selben Ort unterzeichnet haben. Mit den Kardinälen Claudio Hummes und Pedro Ricardo Barreto Jimeno waren zwei der führenden Kirchenmänner der aktuellen Amazonassynode anwesend. Hummes ist Generalrelator der Synode, Barreto ist einer der Vize-Präsidenten. Sie hatten Papst Franziskus vorab über die Zeremonie und den Text informiert.
Für eine Kirche mit einem amazonischem Gesicht, arm und
dienend, prophetisch und samaritanisch
Wir, Teilnehmende der Synagoge
für Amazonien, teilen die Freude, inmitten zahlreicher indigener Völker,
Quilombolas[1],
Flussuferbewohner, Migranten, und Gemeinden am Rande der Städte dieses riesigen
Territoriums des Planeten zu leben. Mit ihnen haben wir die Kraft der
Evangeliums zu erleben, die unter den Kleinen wirkt. Die Begegnung mit diesen Völkern
fordert uns heraus und lässt uns zu einem einfacheren Leben der Teilens und der
Dankbarkeit ein. Geprägt vom Hören auf die Schreie und Tränen, begrüßen wir von
Herzen die Worte von Papst Franziskus:
„Viele Brüder und Schwestern im Amazonasgebiet tragen
schwere Kreuze und warten auf den befreienden Trost des Evangeliums, das
liebevolle Streicheln der Kirche. Für sie und mit ihnen gehen wir gemeinsam
voran.“[2]
Wir erinnern uns mit Dankbarkeit
an diejenigen Bischöfe, die in den Katakomben der Heiligen Domitilla am Ende
des II. Vatikanischen Konzils den Pakt für eine dienende und arme Kirche[3]
unterzeichnet haben. Wir erinnern uns auch mit Verehrung an alle Märtyrer, die
Mitglieder der Kirchlichen Basisgemeinden, der volksnahen Pastoralorganisationen
und Bewegungen waren; an indigene Führungskräfte, Missionarinnen und Missionare,
Laiinnen und Laien, Priester und Bischöfe, die ihr Blut aufgrund der Option für
die Armen vergossen haben, um das Leben zu verteidigen, und für den Schutz
unseres gemeinsamen Hauses zu kämpfen.[4] In
Dankbarkeit für deren Heroismus verbünden wir uns in unserer Entscheidung,
ihren Einsatz mit Entschlossenheit und Mut fortzusetzen. Es ist ein Gefühl der
Dringlichkeit angesichts der Aggressionen, die heute das Amazonasgebiet
zerstören, Bedroht durch die Gewalt eines ausbeuterischen und konsumorientierten
Wirtschaftssystem.
Vor der
Heiligen Dreifaltigkeit, unseren Ortskirchen, den Kirchen Lateinamerikas und
der Karibik und vor den Kirchen, die sich mit uns in Afrika, Asien Ozeanien,
Europa und Nordamerika solidarisch erklären, zu Füßen der Apostel Petrus und
Paulus und der Vielzahl der Märtyrer Roms, Lateinamerikas und vor allem unseres
Amazonasgebietes, in tiefer Kommunion mit dem Nachfolger Petri, rufen wir zum
Heiligen Geist und verpflichten uns persönlich und gemeinschaftlich zu
Folgendem:
Angesichts der extremen Bedrohung durch die
glöbale Erwärmung und die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen verpflichten
wir uns, in unseren Territorien und Ländern und mit unserem Lebensstil, den
Amazonas-Regenwald aufrechtzuerhalten. Aus ihm kommen die Gaben des
Wasserreichtums für den Großteil Südamerikas, der Beitrag zum
Kohlenstoffkreislauf und zur Regulierung des Weltklimas, eine unüberschaubare
Biodiversität und eine reiche soziale Vielfalt für die Menschheit und er ganzen
Erde.
Wir erkennen, dass wir nicht Besitzer und Herren
der Mutter Erde sind, sondern ihre Söhne und Töchter, die aus dem Staub der
Erde gebildet wurden (Gen 2,7-8)[5],
Gäste und Pilger (1Petr 1,17b; 1Petr 2,11)[6],
die berufen sind, ihre eifrigen Sorgetragenden zu sein (Gen1,26)[7].
Aus diesem Grunde verpflichten wir uns zu einer ganzheitlichen Ökologie, in der
alles miteinander verbunden ist, das menschliche Geschlecht und die ganze Schöpfung,
denn alle Wesen sind Töchter und Söhne der Erde und der Geist Gottes schwebt
über ihnen (Gen 1,2).
Wir suchen darum den Bund Gottes mit der ganzen
Schöpfung jeden Tag zu empfangen und zu erneuern: Siehe, ich richte meinen
Bund auf mit euch und mit euren Nachkommen nach euch und mit allen Lebewesen
bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Wildtieren der Erde bei euch, mit
allen, die aus der Arche gekommen sind.“ (Gen 9,9-10; Gen 9,12-17[8])
In unseren Kirchen erneuern wir die vorrangige
Option für die Armen, besonders für die Urvölker, und gemeinsam mit ihnen sichern
wir ihnen das Recht, Protagonisten in der Gesellschaft und in der Kirche zu
sein; wir helfen ihnen, ihre Territorien, Kulturen, Sprachen, ihr Geschichtsgut,
ihre Identitäten und Spiritualitäten zu bewahren. Im wachsenden Bewusstsein,
dass diese lokal und global respektiert werden müssen, heißen wir sie deswegen
mit all uns zur Verfügung stehenden Mitteln, als Gleichberechtigte im globalen
Kontext anderer Völker und Kulturen willkommen.
Infolgedessen lehnen wir in unseren Pfarreien,
Diözesen und Gruppen alle Arten jeglicher kolonialistischer Mentalität und
Haltung ab. Wir heißen die kulturelle, ethnische und sprachliche Vielfalt im
respektvollen Dialog mit allen spirituellen Traditionen willkommen und schätzen
sie wert.
Wir klagen alle Formen von Gewalt und Aggression
gegen die Autonomie und Rechte der Ureinwohner, ihre Identität, ihrer Territorien
und ihrer Lebensformen an.
Wir verkünden die immer neu befreiende Botschaft
des Evangeliums von Jesus Christus, im Willkommen-Heißen des Gegenübers und des
Anderen, wie es Petrus im Hause des Kornelius geschah: Da sagte er zu ihnen:
Ihr wisst, dass es einem Juden nicht erlaubt ist, mit einem Nichtjuden zu
verkehren oder sein Haus zu betreten; mir aber hat Gott gezeigt, dass man
keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.“ (Apg 10,28)
Mit anderen christlichen Gemeinschaften sind wir
in der inkulturierten und befreienden Verkündigung des Evangeliums ökumenisch
unterwegs und setzen uns mit ihnen und mit anderen Religionen und Personen
guten Willens, in Solidarität mit den Urvölkern, mit den Armen und
Kleingemachten für die Verteidigung ihrer Rechte und bei der Bewahrung des Gemeinsamen
Hauses ein.
In unseren Ortskirchen etablieren wir einen
synodalen Lebensstil, wo Vertreterinnen und Vertreter der Urbevölkerung,
Missionarinnen und Missionare, Laiinnen und Laien aufgrund ihrer Taufe und in
Gemeinschaft mit ihren Pastoren in Diözesanversammlungen, Pastoralräten und
Pfarreien und schließlich in allen, was ihnen in der Leitung der Gemeinden
obliegt, eine Stimme haben.
Wir
fordern die dringende Anerkennung der bereits in den Gemeinden bestehenden
kirchlichen Dienste, die von Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten,
indigenen Katechtinnen und Katecheten, Lektorinnen und Lektoren und Dienerinnen
und Dienern von Wortgottesdiensten ausgeübt werden, wobei insbesondere ihre Fürsorge
für die Schwächsten und Ausgeschlossensten wertzuschätzen sind.
In
den uns anvertrauten Gemeinden wollen wir den Übergang von einer
Besuchspastoral zu einer Anwesenheitspastoral wirksam machen, um das recht auf
das Wort Gottes und die Eucharistie in allen Gemeinden sicherzustellen.
Wir
erkennen die Dienste und die bestehende Diakonie der großen Zahl von Frauen an,
die heute im Amazonasgebiet Gemeinden leiten und suchen sie, durch ein angemessenes
Amt als weibliche Gemeindeleiterinnen zu stärken.
Wir
suchen neue Wege des Handelns in den Städten, in denen wir wirken, mit dem
Protagonismus von Laien und Jugendlichen, insbesondere im Blick auf ihre
Randgebiete und auf die Migranten, auf Arbeiterinnen und Arbeiter, auf Arbeitslose,
Studierende, Erzieher und Forscher und auf die Welt der Kultur und
Kommunikation[9].
Vor
der Lawine des Konsums führen wir einen Lebensstil, der freudig nüchtern,
einfach und solidarisch mit denen ist, die wenig oder gar nichts haben; wir
reduzieren die Abfallproduktion und die Verwendung von Kunststoffen; wir
fördern die Produktion und Vermarktung agroökologischen Produkten und wenn
immer möglich nutzen wir öffentliche Verkehrsmittel.
Wir
stellen uns an die Seite derjenigen, die verfolgt werden aufgrund ihres prophetischen
Handelns im Rahmen von Anklagen und Widergutmachung von Ungerechtigkeiten, ihres
Einsatz zur Verteidigung von Land und der Rechte der Kleinen, ihre Aufnahme von
und Unterstützung gegenüber Migranten und Flüchtlingen. Wir pflegen wahre Freundschaften
mit den Armgemachten, wir besuchen die einfachsten Menschen und die Kranken, üben
Amt und Dienst des Zuhörens, des Trostes und der Unterstützung aus, die
Ermutigung und Erneuerung der Hoffnung bringen.
Im Bewusstsein unserer
Zerbrechlichkeit, unserer Armut und Kleinheit angesichts solch großer und ernster
Herausforderungen vertrauen wir und dem Gebet der Kirche an. Mögen vor allem
unsere Kirchlichen Gemeinden uns mit ihrer Fürsprache, ihrer Zuneigung zum
Herrn und, wenn nötig, mit der Liebe geschwisterlicher Berichtigung helfen.
Wir
begrüßen mit ganzem Herzen die Einladung von Kardinal Hummes, uns in diesen
Tagen der Synode und bei der Rückkehr in unsere Kirchen vom Heiligen Geist
leiten zu lassen:
„Lasst
euch vom Mantel der Mutter Gottes und Königin des Amazonasgebietes umhüllen.
Lasst nicht zu, dass die Selbstbezüglichkeit und überwindet, sondern die
Barmherzigkeit angesichts des Schreis der Armen und der Erde. Viel Gebet,
Meditation und die Gabe der Unterscheidung werden ebenso notwendig sein wie
eine konkrete Praxis der kirchlichen Verbundenheit und es synodalen Geistes.
Diese Synode ist wie ein Tisch, den Gott für seine Armen bereitet hat und der
uns bittet, diejenigen zu sein, die am Tisch dienen[10].
Wir feiern diese Eucharistie des Paktes als einen Akt der kosmischen Liebe:
„Ja, kosmisch! Denn auch dann, wenn man die Eucharistie auf dem kleinen Altar einer
Dorfkirche feiert, feiert man sie immer in einem gewissen Sinn auf dem Altar der
Welt. Die Eucharistie vereint Himmel und Erde, umfasst und durchdringt die gesamte
Schöpfung. Die Welt, die aus den Händen Gottes hervorging, kehrt zu ihm zurück
in seliger und vollkommener Anbetung: Im eucharistischen Brot „ist die Schöpfung
auf die Vergöttlichung, auf die heilige Hochzeit, auf die Vereinigung mit dem Schöpfer elbst ausgerichtet“. Darum ist die Eucharistie
auch eine Quelle des Lichts und der Motivation für unsere Sorgen um die Umwelt und
richtet uns darauf aus, Hüter der gesamten Schöpfung zu sein.“[11]
[2]
Predigt von Papst Franziskus zur Eröffnung der Bischofssynode, Rom, 06.10.2019
[3]
ARNTZ, Norbert. Der Katakombenpakt: Für eine dienende und armen Kirche Kevelaer:
2015. Der Pakt wurde von 42 Zelebranten unterzeichnet, dem sich später noch ca.
500 weitere Bischöfe anschlossen.
[5]
Gen 2,7-8: „Da formte Gott, der HERR, den
Menschen, Staub vom Erdboden, und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde
der Mensch zu einem lebendigen Wesen. Dann pflanzte Gott, der HERR, in Eden, im
Osten, einen Garten und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.“
[6]
1Petr 1,17b: „…dann führt auch, solange ihr in
der Fremde seid, ein Leben in Gottesfurcht!“
[7]
Gen 1,26-27: Dann sprach Gott: Lasst uns
Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen walten über die Fische
des Meeres, über die Vögel des Himmels, über das Vieh, über die ganze Erde und
über alle Kriechtiere, die auf der Erde kriechen. Gott erschuf den Menschen als sein
Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.
[8]
Gen 9,12-17: „Das ist das Zeichen des Bundes,
den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle
kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Zeichen des
Bundes werden zwischen mir und der Erde. Balle ich Wolken über der Erde zusammen
und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der
besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und
das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, die alle Wesen aus Fleisch verdirbt.
Steht der Bogen in den Wolken, so werde
ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen
lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. 17 Und Gott sprach zu Noach: Dies ist das Zeichen des
Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde
aufgerichtet habe.“