Allein den Betern kann es noch gelingen

Allein den Betern kann es noch gelingen,
Das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten
Und diese Welt den richtenden Gewalten
Durch ein geheiligt Leben abzuringen.

Denn Täter werden nie den Himmel zwingen:
Was sie vereinen, wird sich wieder spalten,
Was sie erneuern, über Nacht veralten,
Und was sie stiften, Not und Unheil bringen.

Jetzt ist die Zeit, da sich das Heil verbirgt,
Und Menschenhochmut auf dem Markte feiert,
Indes im Dom die Beter sich verhüllen,

Bis Gott aus unsern Opfern Segen wirkt
Und in den Tiefen, die kein Aug entschleiert,
Die trocknen Brunnen sich mit Leben füllen.

Reinhold Schneider schrieb das 1936 in Deutschland nach der Machtergreifung der Nazis. Ich sehe es als ein prophetisches Gedicht gegen die Zerstörung der Schöpfung.
Liebe Grüße Hannes

Der Heilige Geist – der geheimnisvolle Gott

Prof. Dr. Thorsten Dietz bringt in einem sehr lebhaften Vortrag die Liebe und das Verbindungswirken des Heiligen Geistes zur Sprache


Christen werden getauft in seinem Namen, sie bekennen sich in fast jedem kirchlichen Gottesdienst zu ihm, und doch weiß kaum jemand mit ihm etwas anzufangen: dem Heiligen Geist.
In Liturgie und christlichen Formeln wirkt er oft wie ein Anhängsel. Und das Fest, das allein der Ausgießung des Heiligen Geistes gewidmet ist, ist für die meisten doch nur ein Grund, an einem Montag ausschlafen zu können.
Wer also ist der Heilige Geist? Ist er Gott? Eine Person? Und was hat es nochmal mit der Dreieinigkeit auf sich? Thorsten Dietz gibt in diesem Vortrag einen Überblick über das Thema und blickt dabei weit zurück in die Anfänge des Christentums, als im 4. Jahrhundert die Christen nicht mehr in Todesangst ihren Glauben lebten, sondern endlich vom römischen Kaiser anerkannt wurden.
Der verlangte aber im Gegenzug, dass sie sich mal einig werden über das, was sie da glauben. Darum erzählt Dietz hier vor allem von Basilius von Caesarea (Basilius der Große) und geht dabei den Weg ab, den die ersten Christen im Ringen um ein gemeinsames Bekenntnis zum Glauben zurückgelegt haben.
Links:
Worthaus
Worthaus in Youtube
Basilius in Wikibedia
Basilius im ökumenischen Heiligenlexikon
Worthaus 10 – Tübingen: 4. Juni 2022 von Prof. Dr. Thorsten Dietz




Em. Benedikt XVI wird begraben

Für Joseph Aloisius Ratzinger, dem emeritierten Papst Benedikt XVI, bitte ich Gott: Sei mit ihm barmherzig!
Einige verehrten ihn. Er war, wie wir alle, ein Sünder.
Durch seine Habilitation zu Bonaventura, als Konzilstheologe (zu Dei Verbum), und durch sein Buch Einführung in das Christentum hat er sich Verdienste erworben.
Er war aber als Erzbischof von München an der Vertuschung von sexuellem Missbrauch beteiligt. Dafür hat er sich erst, als es nicht mehr ging, sehr oberflächlich entschuldigt.
Als Leiter der Glaubenskongregation hat er sich gegen sexuellen Missbrauch nur dann eingesetzt, als alles schon öffentlich war. Viele Briefe, die ihn von Diözesanbischöfen aus den USA erreichten, hat er nachweislich gelesen, aber nichts unternommen.
Die Usurpation des Willens Gottes, nämlich zu wissen, was der Wille Gottes ist und sich gottähnlich zu gebärden, ist die große Sünde des Klerikalismus. Ich sehe nicht, dass er sich davon distanziert hat, hoffe es aber für ihn. Die Wirkung war jedenfalls anders.
Ihn nach dem Rücktritt als Papst anzusehen war typische Überhöhung. Er ist zurückgetreten und war kein Bischof von Rom mehr. Er hatte noch immer seine weiße Soutane an, womit er zeigte, dass er etwas usurpierte, was er nicht ist. Er wird als Joseph Aloisius Ratzinger vor den barmherzigen Richter treten. Ich bezweifle, ob es sinnvoll ist, ihn selig und dann heilig zu sprechen.
Joseph Ratzinger ist wie alle Menschen auf die Gnade Gottes angewiesen.

Das Erbe Benedikts

Die Kommentare zu Benedikts Tod kreisen um wenige, ja zu wenige Punkte. Schnell landen die Diskussionen bei Missbrauch und Rücktritt. Wichtige Themen, die aber nicht das einfangen, was bleiben wird.

Von Paul M. Zulehner

Quelle: Das Erbe Benedikts

„Obgleich der Rücktritt viel Sprengkraft enthält. Manche Kommentare beobachten eine Vermenschlichung, ja Entgöttlichung des Papstamtes. Möglicherweise ist der Rücktritt aber auch ein erster Schritt zu einer weiteren Modernisierung in mehreren Stufen:

Die erste Stufe: Der Papst selbst begrenzt seine Amtszeit. Sie muss nicht mehr mit seiner Lebenszeit identisch sein.
Denkbar ist ein weiterer Schritt: Das Amt wird von Haus aus kirchenrechtlich begrenzt: etwa auf drei plus drei Jahre wie bei vielen Ordensober:innen.
Eine dritte Stufe: Das Wahlverfahren wird synodalisiert. Es wählen nicht mehr die Kardinäle. Vielmehr werden aus der Weltkirche (etwa den kontinentalen Kirchen) vor Ort gewählte Vertreterinnen und Vertreter entsandt, die den Papst wählen. Nach Ablauf einer halben Amtszeit gibt der Papst eine Zwischenbilanz und wird im Amt bestätigt – oder auch abgewählt.

Gotteskrise

Das für die künftige Entwicklung aber entscheidende Thema werden die Gotteskrise gerade in den modernen Kulturen (Nordamerika, Europa) sowie der Umgang mit dieser sein. In dieser Kernfrage gibt es einige Gemeinsamkeiten wie beträchtliche Unterschiede.“

Weiterlesen: Das Erbe Benedikts

Franziskus über Franziskus

Franz von Assisi

Papst Franziskus schreibt in seinem aufrüttelnden Brief „Laudato Si'“ über den heiligen Franz von Assisi und dessen Sorge um die Natur und um die Armen:

Ich möchte diese Enzyklika nicht weiterentwickeln, ohne auf ein schönes Vorbild einzugehen, das uns anspornen kann. Ich nahm seinen Namen an als eine Art Leitbild und als eine Inspiration im Moment meiner Wahl zum Bischof von Rom. Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie ist.

Er ist der heilige Patron all derer, die im Bereich der Ökologie forschen und arbeiten, und wird auch von vielen Nichtchristen geliebt. Er zeigte eine besondere Aufmerksamkeit gegenüber der Schöpfung Gottes und gegenüber den Ärmsten und den Einsamsten.

Er liebte die Fröhlichkeit und war wegen seines Frohsinns, seiner großzügigen Hingabe und seines weiten Herzens beliebt. Er war ein Mystiker und ein Pilger, der in Einfachheit und in einer wunderbaren Harmonie mit Gott, mit den anderen, mit der Natur und mit sich selbst lebte.

„Franziskus über Franziskus“ weiterlesen

Gott macht unsere Armseligkeit herrlich

Es ändert sich alles im armen Betlehem, wenn der der Schöpfer der Welt ein kleines Kind wird. Gott kommt in unsere Armseligkeit und bringt seine Herrlichkeit.
Die Futterkrippe wird zum göttlichen Licht, der Stall wird zum himmlischen Paradies, das Stroh wird zum Flügelschlag der Engel, was klein und arm wird groß und himmlisch.

Der große Schöpfer der Welt wird ein kleines Kind in unserer Welt. So kann sein Geist uns erfüllen, die Welt erneuern und das Kleine in der Welt wird groß. Es wird sein, als hätt der Himmel die Erde still geküsst, – dass sie im Engelschimmer von ihm nun träumen müsst.

Österreich betet gemeinsam. Sei ein Teil davon.

Österreich betet gemeinsam. Sei ein Teil davon.

Österreich betet gemeinsam: Konfessionsübergreifende neuntägige Gebetsinitiative vor Pfingsten 2021 mit Livestream am Pfingsmontag.

Quelle: Österreich betet gemeinsam. Sei ein Teil davon.

Von 14. bis 22. Mai findet eine Österreich-weite neuntägige, konfessionsübergreifende Gebetsinitiative (Novene) statt, mit einem Video-Kick-Off am 13. Mai und einem feierlichen Abschluss am Pfingstmontag, 24. Mai.

Der feierliche Abschluss am Pfingstmontag, 24. Mai von 19 bis 20 Uhr, findet über YouTube-Livestream statt mit Vertretern aller Konfessionen, wie zum Beispiel dem griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios, dem Wiener Superintendenten der Evangelischen Kirche Matthias Geist, dem röm.-katholischen Kardinal Christoph Schönborn, dem Vorsitzenden der Freikirchen Reinhard Kummer und anderen.
Alle Christen in Österreich sind eingeladen sich anzuschließen und mitzubeten. Als Leitfaden dient der bekannte Hymnus aus dem 8. Jahrhundert, „Veni Creator Spiritus“ – „Komm Schöpfer Geist“ Text Musik.

Einladung auf Youtube

Radikale Zärtlichkeit Gottes

Gebet für unsere Erde

Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.

Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben
und niemandem schaden.

Gott der Armen,
hilf uns,
die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen,
zu retten.

Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind
und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.

Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.

Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.

Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf
für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Papst Franziskus schreibt dieses Gebet am Ende seiner Enzyklika „Laudato Si“, in der er die Zerstörung des Planeten anprangert und zu einem neuen Lebensstil und zu einer ökologischen Politik aufruft. Er schreibt: „Nach dieser langen frohen und zugleich dramatischen Überlegung schlage ich zwei Gebete vor: eines, das wir mit allen teilen können, die an einen Gott glauben, der allmächtiger Schöpfer ist, und ein anderes, damit wir Christen die Verpflichtungen gegenüber der Schöpfung übernehmen können, die uns das Evangelium Jesu vorstellt.“ Das erste Gebet ist das obige. Er veröffentlichte den Brief am Pfingstfest, 24. Mai 2015.
Quelle: Laudato si

Der Heilige Geist begleitet den Gekreuzigten

Christus am Kreuz nach Rubens. Im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts häufen sich in der Schwarzwälder Hinterglasmalerei Bildmotive nach Reproduktionsstichen. Ein beliebtes Vorbild lieferte ein Kruzifix nach einer Zeichnung von Peter Paul Rubens, die durch einen Kupferstich von Paulus Pontius (1603-1658) Verbreitung fand (Abb. 2) und schon im 17. Jahrhundert als Vorlage für zahlreiche Gemälde diente.

Gott ist nicht da. Er ist abwesend. So sehen es viele.
Wenn Jesus stirbt: Wo war Gott? Hans Urs von Balthasar[1] und Papst Johannes Paul II[2] sahen den Heiligen Geist als die Manifestation der Gegenwart Gottes. Auch im Leiden, dem Tod und der Auferstehung wird der Geist Gottes erkennbar. Er ist der, der Jesus beisteht und für uns Schuld und Verbrechen hinwegnimmt.

Michael Böhnke interpretierte dieses Bild[3] aus pneumatologischer Sicht.
Er ging der Frage nach, ob der Heilige Geist bei der Kreuzigung Jesu eine Rolle spielt.

Er fand eine lange Tradition von der Antike bis ins Barock. Der Kupferstich nach Peter Paul Rubens stellt diese Überlieferung bildhaft dar.
Er zeigt die Bedeutung von Jesu Tod und Auferstehung im Lichte des Heiligen Geistes. Es passiert vieles gleichzeitig. Jesus ist ganz senkrecht ausgerichtet und schaut mit offenem Mund nach rechts oben. Ein starker Wind bewegt das Hüfttuch und die Wolken. Wie es in den damaligen Predigten und Texten erklärt wird, reinigt der Heilige Geist mit seinem Atem die Atmosphäre vom Verbrechen der Menschen. Auch von rechts oben kommen die Engel, die den Tod und die Schuld vertreiben.

Jesus erklärt im Johannesevangelium, dass er als Erhöhter in der Herrlichkeit alle zu sich ziehen wird (Johannes 12,32): „Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.“ Das ist die Hoffnung für uns, die wir auf der Erde sterbliche Wesen sind und uns fragen: Soll das alles gewesen sein? Nein, nach dem Tod erwartet uns die Herrlichkeit.

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Die Kirche muss den Heiligen Geist rufen

Die Christenheit lernt dazu. Nachdem im 20. Jahrhundert viele geistliche und charismatische Aufbrüche einerseits gescheitert sind, andererseits in individuellen Gruppen und in Pfingstkirchen das Feuer erhalten blieb, sahen einige Theologen wie Michael Böhnke die Geistvergessenheit der Großkirchen in einem Zusammenhang mit der Gottvergessenheit in der Gesellschaft. Die Kirche vergisst den Geist, stützt sich auf die Gesetze, verliert die Gläubigen, bekennt sich angesichts der Missbrauchsfälle nicht zu den Sünden und verdunkelt den Zugang zu Gott. Michael Böhnke setzt im Zentrum der Kirche an, in der Seele der Kirche, dem Heiligen Geist. Er merkt, dass die Kirche mit diesem Geist Gottes keinen Dialog führt. Eine geistige Katastrophe für das Christentum.

In seiner Untersuchung „Kirche in der Glaubenskrise“[1] weist er auf den evangelischen Kirchenrechtler Richard Sohm hin, der als erster das Auseinanderklaffen von Charisma und Recht, von Geist und Recht 1892 zum Thema machte: „Das Wesen der Kirche ist geistlich, das Wesen des Rechts ist weltlich. Das Wesen des Kirchenrechts steht mit dem Wesen der Kirche im Widerspruch.“ Er löste damit eine Diskussion mit Adolph von Harnack, dem evangelischen Reformtheologen, aus.
Richard Sohm: Die Kirche sei in der Urgemeinde eine rein charismatische Organisation gewesen. Charismatiker, von Gott geführt, haben die Kirche geleitet.[2] Diese charismatische Organisation ist labil und formlos. Im Katholizismus verband sich die Kirche mit dem Recht und bekam eine äußere Form. Durch die apostolische Sukzession konnte die Herrschaft der Bischöfe als Nachfolger der Apostel und als Repräsentanten von Jesus gesichert werden. Diese Amtsträger brauchen keine persönlichen Qualitäten, sie bekommen durch einen äußeren Rechtsakt die Leitungsgewalt. Dadurch wird der Glaubensgehorsam der Mitglieder zum Rechtsgehorsam und die geistliche Gemeinschaft wird zu einer Rechtsgemeinschaft.[3]

Richard Sohm reflektierte das Verhältnis von Charisma und Gesetz. Heute, 130 Jahre später, sind vor allem zwei Fragen zu klären: Gibt es nicht unterschiedliche, bunte charismatische Ausdrucksformen und gibt es nicht charismatische Führungsmodelle abseits rein rechtlicher Art? Hier setzt Böhnke an und bringt die Epiklese ins Spiel. Epiklese ist ein sperriges Wort, das im kirchlichen Bereich mir nur in der Liturgie bekannt war, wenn auf Brot und Wein der Heilige Geist herabgerufen wird. Epiklese wird bei Böhnke umfassender gebraucht. Es ist jeder Dialog mit Gott, in dem um seinen Geist gebeten wird und dieser Heilige Geist herabgerufen wird, [4] ja herabgefleht wird.

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