Keine Abstimmungen? Eine fatale Gegenüberstellung von Demokratie und Heiliger Geist

Paul M. Zulehner: Um es gleich zu sagen: Ich schätze Kardinal Mario Grech sehr. Er leitet mit hoher Kompetenz das Synodensekretariat. Damit sorgt er sich um einen guten Prozess mit einem hoffentlich guten Ergebnis. …

Quelle: Blog von P.M. Zulehner: Keine Abstimmungen? Eine fatale Gegenüberstellung.

Dennoch haben ein Statement von ihm auf der Prager Synodenversammlung ziemlich irritiert.

Es zeichnet das Bild einer Synodalität, wie sie in Deutschland praktiziert wird. Dieser stellt er die Synodalität gegenüber, wie er sie und die Verantwortlichen des Synodalen Weges der Weltkirche haben wollen und in Prag praktiziert wurde. Den Synodalen Weg in Deutschland beschreibt er abwertend, die Synodalversammlung hingegen lobt er in höchsten spirituellen Tönen.

Im Hintergrund lauert ein fataler Gegensatz: hier der Heilige Geist, auf den alle hören; dort Abstimmungen, wie sie in Parlamenten und auch in der Geschäftsordnung des Synodalen Wege in Deutschland vorgesehen sind.

Hier ein Ausschnitt aus dem Bericht über seine diesbezügliche Aussage in Prag aus der Kathpress vom 9.2.2023.

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Em. Benedikt XVI wird begraben

Für Joseph Aloisius Ratzinger, dem emeritierten Papst Benedikt XVI, bitte ich Gott: Sei mit ihm barmherzig!
Einige verehrten ihn. Er war, wie wir alle, ein Sünder.
Durch seine Habilitation zu Bonaventura, als Konzilstheologe (zu Dei Verbum), und durch sein Buch Einführung in das Christentum hat er sich Verdienste erworben.
Er war aber als Erzbischof von München an der Vertuschung von sexuellem Missbrauch beteiligt. Dafür hat er sich erst, als es nicht mehr ging, sehr oberflächlich entschuldigt.
Als Leiter der Glaubenskongregation hat er sich gegen sexuellen Missbrauch nur dann eingesetzt, als alles schon öffentlich war. Viele Briefe, die ihn von Diözesanbischöfen aus den USA erreichten, hat er nachweislich gelesen, aber nichts unternommen.
Die Usurpation des Willens Gottes, nämlich zu wissen, was der Wille Gottes ist und sich gottähnlich zu gebärden, ist die große Sünde des Klerikalismus. Ich sehe nicht, dass er sich davon distanziert hat, hoffe es aber für ihn. Die Wirkung war jedenfalls anders.
Ihn nach dem Rücktritt als Papst anzusehen war typische Überhöhung. Er ist zurückgetreten und war kein Bischof von Rom mehr. Er hatte noch immer seine weiße Soutane an, womit er zeigte, dass er etwas usurpierte, was er nicht ist. Er wird als Joseph Aloisius Ratzinger vor den barmherzigen Richter treten. Ich bezweifle, ob es sinnvoll ist, ihn selig und dann heilig zu sprechen.
Joseph Ratzinger ist wie alle Menschen auf die Gnade Gottes angewiesen.

Theologe Essen: Katholische Kirche hat viel Reformpotenzial

Die katholische Kirche sollte nach Einschätzung des Berliner Theologen Georg Essen ihre Reformfähigkeiten stärker nutzen.

Essen wies auch auf ein „strukturelles Problem“ des Reformdialogs hin. „Um frei und offen über alles in der Kirche reden und entscheiden zu können, hat er sich eine Grundordnung gegeben, die außerhalb des geltenden Kirchenrechts angesiedelt ist“, erklärte er. „Eine kirchenrechtliche Ordnung wie eine Synode wäre aber die Voraussetzung dafür, dass es eine Chance gibt, die Beschlüsse mit Bindungswirkung auch umzusetzen.“

Quelle: Theologe Essen: Katholische Kirche hat viel Reformpotenzial

200 Theologieprofessorinnen und Theologieprofessoren für Segnung

Eine Münsteraner Arbeitsgruppe hat eine Stellungnahme zum „Responsum“ der römischen Glaubenskongregation gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften erarbeitet. Sie wurde bisher von mehr als 200 Theologie-Professor*innen unterschrieben: https://bit.ly/314SVUN

Stellungnahme zum „Responsum“ der Glaubenskongregation:

Am Montag, 15. März 2021, veröffentlichte die Glaubenskongregation ein Responsum,
in dem sie die Möglichkeit zur kirchlichen Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften bestreitet. Hierzu nehmen wir als Professorinnen und Professoren der katholischen Theologie Stellung.
Der „Erläuternden Note“ zum Responsum und dem zeitgleich veröffentlichten „Kommentar“ mangelt es an theologischer Tiefe, an hermeneutischem Verständnis sowie
an argumentativer Stringenz. Werden wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert und
nicht rezipiert, wie es in dem Dokument der Fall ist, untergräbt das Lehramt seine eigene Autorität.
Der Text ist von einem paternalistischen Gestus der Überlegenheit geprägt und diskriminiert homosexuelle Menschen und ihre Lebensentwürfe. Von dieser Position distanzieren wir uns entschieden. Wir gehen demgegenüber davon aus, dass das Leben und
Lieben gleichgeschlechtlicher Paare vor Gott nicht weniger wert sind als das Leben
und Lieben eines jeden anderen Paares.
In vielen Gemeinden erkennen Priester, Diakone und andere Seelsorger und Seelsorgerinnen homosexuell lebende Menschen an, auch indem sie Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare anbieten und über angemessene liturgische Formen solcher Feiern reflektieren. Wir begrüßen diese würdigenden Praktiken ausdrücklich.
Kontakt: responsum@uni-muenster.de

Das Responsum ad dubium der Kongregation für die Glaubenslehre
über die Segnung von Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts
. Vatikan

Richard Rohr Reorders the Universe



The seventy-six-year-old Franciscan friar believes that Christianity isn’t the only path to salvation.

By Eliza Griswold
February 2, 2020

Quelle: The New Yorker

Rohr is slight, with a white beard and the starry eyes of a person who spends long periods in silence. Over the past four decades, he has gained a devoted following for his provocative vision of Christianity. He runs the Center for Action and Contemplation, a meditation hub and religious school that its residents refer to as Little Vatican City. The campus is made up of a cluster of adobe casitas strung out on a dusty road outside Albuquerque; small shrines to St. Francis and St. Clare dot the land between the runnels of an ancient aquifer, which still courses with water from a nearby river, feeding the garden. Rohr wakes around 5:45 A.M. each day and spends an hour praying wordlessly. “I’m trying to find my way to yes,” he told me, adding that he often wakes up in a state of no. “As in, ‘No, I do not want to be followed around by Eliza today,’ ” he said, smiling impishly. After that, he heads to the center and leads a morning session that includes a twenty-minute contemplation, a daily gospel reading, and the ringing of a Buddhist singing bowl. The center’s classes also include Hindu and yogic methods of integrating the body into prayer, along with teachings drawn from indigenous spiritual traditions that focus on the sacredness of the earth.

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Welche Richtung verfolgt feinschwarz.net?

feinschwarz.net, das theologische Feuilleton, analysiert Themen der Zeit aus theologischer Perspektive. feinschwarz.net sieht sich der Umsetzung der Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils und damit einer Theologie verpflichtet, die den ersten Satz von Gaudium et spes als Grundlage allen kirchlichen Handelns begreift: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. “  In diesem Sinne finden plurale und pluralitätsfähige Positionen Raum zur Diskussion bei feinschwarz.net.

Johann Baptist Metz: Wie nach Auschwitz noch beten?

Er war der Erste, der das Erschrecken über die Shoah in die katholische Theologie einschrieb: Man könne nur beten, weil auch in Auschwitz gebetet worden sei, sagte der deutsche Theologe Johann Baptist Metz. Nun ist er 91-jährig gestorben. …

Die biblische Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf habe die Welt entgöttlicht – und erst diese «Entdivinisierung» habe Wissenschaft und Technik den freien Zugang zur Welt geöffnet. …

Statt in den Bahnen des Augustinus weiter die Erlösung von Sünde und Schuld ins Zentrum zu rücken, stellte Metz die beunruhigende Frage nach der Rettung des anderen in seinem Tod. …

Statt für eine Mystik der geschlossenen Augen, die sich durch Versenkung der Welt entzieht, votierte er für eine Mystik der offenen Augen, die sich vom Leid der anderen affizieren und zu politischem Handeln anstiften lässt.

Am 2. Dezember 2019 ist Johann Baptist Metz in Münster friedlich verstorben.

Quelle: Johann Baptist Metz: Wie nach Auschwitz noch beten?

Cursor_ Zeitschrift für explorative Theologie

Alles stabil. Lektürebericht eines Theologen zu Armin Nassehis “Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft”

About Cursor_

Was ist die Idee?

Cursor ist ein Experiment. Wir sind eine theologische Open-Access Zeitschrift, die es sich zur Aufgabe macht, fachwissenschaftliche Diskussionen, partizipative Textformate und verschiedene digitale Öffentlichkeiten zusammenbringen.

Als Theologen fiel uns auf, dass mit den nicht mehr ganz so “neuen Medien” auch neue Formen des Gesprächs und der Diskussion über theologische Inhalte entstehen: twitternde Pfarrer_innen und Religionslehrer, neue Gesprächsforen über die Zukunft von Theologie und Kirche, sowie theologische Podcasts, Blogs und Facebookgruppen. Besonders auffällig daran ist, dass diese Diskurse interdisziplinär sind, und sich sowohl Expert_innen als auch Laien daran beteiligen. Dies zeigt, dass die sozialen Medien auch ein Ort des theologischen Austausches sind. Bis dahin, dass ganz neue Formen von Öffentlichkeit entstehen und dass sich so manche Landkarten der christlichen Welt dadurch zu verschieben beginnen.

Themen:
Theologie in einfacher Sprache
Identitaet / Christliche Identitaet – was ist das?
Theologies of the Digital

Quelle: Cursor_ Zeitschrift für explorative Theologie