Eine arme Kirche für die Armen? Dazu braucht es den Heiligen Geist.

Sein Programm: Eine arme Kirche für die Armen – mit Geist statt Herrschaft

Zum Ende des II. Vatikanischen Konzils verpflichteten sich rund 40 Bischöfe bei einem Gottesdienst in den Domitilla-Katakomben auf eine Kirche der Armen. Eine zentrale Figur unter ihnen war Dom Helder Camara, Erzbischof von Recife. [1]

Mit seinem Wunsch nach einer „armen Kirche für die Armen“ hat Papst Franziskus eine Forderung wieder ins Gedächtnis gerufen, die in der Nachkonzilszeit vor allem in den Kirchen des Südens virulent blieb. [2] Er weiß aber, dass es ohne Machtverzicht im Heiligen Geist nicht geht.

Mehr als 40 Bischöfe aus Amazonien haben am 20. Oktober 2019 in Rom einen neuen Katakombenpakt für Ökologie sowie eine arme und inklusive Kirche geschlossen. In den Domitilla-Katakomben feierten sie frühmorgens eine Eucharistiefeier und unterzeichneten eine gemeinsame Verpflichtung in 15 Punkten.[3]

Die Umsetzung der Kirche zu einer Kirche der Armen hängt von dem Verständnis der Kirche ab.
Michael Böhnke schreibt in seiner Untersuchung zum Geist Gottes, dass sie Christus fortgehen lassen muss, damit sie eine arme Kirche bei Armen sein kann. Solange sich Bischöfe „als Repräsentanten Christi, des Hauptes der Kirche, legitimiert und berufen fühlen, die Kirche zu leiten und über die Kirche zu herrschen“, wird die Kirche keine Kirche der Armen werden. „Denn das schließt unaufhebbar ein, dass sie auf die Armen de facto herab und nicht zu ihnen aufblicken. Das Konfliktpotential dieser Konstellation liegt offen zutage. Es hat die Auseinandersetzungen um den Kurs der Kirche in den letzten Jahrzehnten maßgeblich bestimmt.  
           Wenn die Kirche eine arme Kirche für die Armen werden soll, bedeutet das theologisch, dass sie Christus fort gehen lässt (Joh 16,5-7). Die christozentrische Berufung auf die Logik der Inkarnation zur Begründung der Gegenwart Christi in seiner Kirche und der Vollmacht des bischöflichen Amtes ist zu ergänzen durch die pneumatozentrische Berufung auf die Abwesenheit des Erhöhten als Voraussetzung für die Sendung des Geistes. Erst dieser schmerzhafte Schritt ermöglicht ein Verständnis des Volkes Gottes als Kirche und der Kirche als freie, als pilgernde und suchende, als plurale und sündige, die Christus vermisst, in seinem Geist lebt und auf seine Wiederkunft hofft (Joh 16,16-33).[4]

Lässt sich die katholische Kirche nicht vom Geist inspirieren und formen, wenden sich die Menschen den Pfingstkirchen zu, wie es weltweit jetzt schon passiert. [5]

Michael Böhnke erinnert: Papst Franziskus stellte als Kardinal „2007 während der fünften Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischöfe im brasilianischen Aparecida die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Realisierung einer armen Kirche für die Armen heraus: Volk und Hirten sind Werkzeug des Heiligen Geistes, sie treten in Dialog und beten zusammen in seinem Sinne.‘“[6]


[1] https://www.pro-konzil.de/katakombenpakt-fur-eine-dienende-und-arme-kirche/

[2] https://weltkirche.katholisch.de/Themen/Kirche-der-Armen/Kirche-der-Armen-Mit-Papst-Franziskus-nach-Essen-Katernberg

[3] https://www.vaticannews.va/de/welt/news/2019-10/amazonien-synode-bischoefe-katakomben-pakt-domitilla.html

[4] Michael Böhnke, Gottes Geist im Handeln der Menschen. Praktische Pneumatologie, 2017, S. 196-197

[5] https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2015/31140/warum-sind-die-pfingstkirchen-so-voll

[6] Michael Böhnke, Gottes Geist im Handeln der Menschen. Praktische Pneumatologie. 2017, S. 197, zitiert nach: J. G. Sánchez, m. Luber (Hg.), eine Kirche der Armen, 9. Vgl. J. Bergoglio, El Espíritu Santo (2007)

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