Papst Franziskus hat zwei Schwerpunkte in seinem Einsatz. Das eine sind die Armen und das andere ist die Erde.
Er beginnt seine Enzyklika Laudato Si‘ mit dem Sonnengesang von Franz von Assisi. Unser gemeinsames Haus ist wie eine Schwester und wie eine Mutter, mit der wir das Leben teilen und die uns in ihre Arme schließt: „Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“
Diese unsere Schwester schreit auf. Sie weint wegen der Zerstörung. Gott hat soviel in sie hineingelegt, das in unverantwortlicher Weise zerstört wird. Wir sind keine Eigentümer und Herrscher der Erde. Wir können und dürfen sie nicht ausplündern. Es ist unrechtmäßige Gewalt. Das menschliche Herz ist von der Sünde verletzt. Sünde meint hier die Absonderung von Gott, die Gottlosigkeit. Diese Absonderung führte zur Gewalt und zum Mord.
Das wird in den Krankheitssymptomen im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen deutlich. Die Erde ist wie die Armen dieser Welt misshandelt, unterdrückt, verwahrlost und verwüstet. Franziskus zitiert Paulus: Sie seufzt und liegt in Geburtswehen. (Röm 8,22). Wir sind selber Erde (vgl. Gen 2,7): „Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet; seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns.“
Franziskus erinnert an Papst Paul VI., der schon 1971 warnte: „Infolge einer rücksichtslosen Ausbeutung der Natur läuft er (der Mensch) Gefahr, sie zu zerstören und selbst Opfer dieser Zerstörung zu werden.“ Er betonte „die Dringlichkeit und die Notwendigkeit eines radikalen Wandels im Verhalten der Menschheit“. Das war vor über 50 Jahren. Auch die Nachfolger von Paul VI. haben immer wieder auf die Zerstörung und Ausbeutung der Natur hingewiesen und dabei gewarnt, dass die menschliche Freiheit keine Grenzen kennt.
Diese Päpste achteten auf die Beiträge der Wissenschaft und der sozialen Organisationen, „welche das Denken der Kirche über diese Fragen bereichert haben“. Auch andere Kirchen haben sich mit der Sorge um die Erde auseinander gesetzt. Franziskus zitiert den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus, der auffordert, die Sünden gegen die Schöpfung einzugestehen: „Dass Menschen die biologische Vielfalt in der göttlichen Schöpfung zerstören; dass Menschen die Unversehrtheit der Erde zerstören, indem sie Klimawandel verursachen, indem sie die Erde von ihren natürlichen Wäldern entblößen oder ihre Feuchtgebiete zerstören; dass Menschen anderen Menschen Schaden zufügen und sie krank machen, indem sie die Gewässer der Erde, ihren Boden und ihre Luft mit giftigen Substanzen verschmutzen – all das sind Sünden.“ Denn „ein Verbrechen gegen die Natur zu begehen, ist eine Sünde gegen uns selbst und eine Sünde gegen Gott.“
Es muss, so Patriarch Bartholomäus, zu einer Verhaltensänderung kommen: vom Konsum zur Hingabe, von der Habgier zur Freigebigkeit, von der Verschwendung zum Teilen. Wir brauchen eine Askese, ein Geben und ein Lieben. Es geht darum, „schrittweise von dem, was ich möchte, zu dem überzugehen, was Gottes Welt nötig hat. Es ist eine Befreiung von Ängstlichkeit, Habgier und Zwang“. Wir Christen sind außerdem berufen, „die Welt als ein Sakrament der Gemeinschaft anzunehmen, als ein Mittel, mit Gott und unserem Nächsten auf globaler Ebene zu teilen. Es ist unsere bescheidene Überzeugung, dass das Göttliche und das Menschliche einander begegnen in den kleinsten Details des nahtlosen Gewandes der Schöpfung Gottes, sogar im winzigsten Staubkorn unseres Planeten.“