Christen werden getauft in seinem Namen, sie bekennen sich in fast jedem kirchlichen Gottesdienst zu ihm, und doch weiß kaum jemand mit ihm etwas anzufangen: dem Heiligen Geist.
In Liturgie und christlichen Formeln wirkt er oft wie ein Anhängsel. Und das Fest, das allein der Ausgießung des Heiligen Geistes gewidmet ist, ist für die meisten doch nur ein Grund, an einem Montag ausschlafen zu können.
Wer also ist der Heilige Geist? Ist er Gott? Eine Person? Und was hat es nochmal mit der Dreieinigkeit auf sich? Thorsten Dietz gibt in diesem Vortrag einen Überblick über das Thema und blickt dabei weit zurück in die Anfänge des Christentums, als im 4. Jahrhundert die Christen nicht mehr in Todesangst ihren Glauben lebten, sondern endlich vom römischen Kaiser anerkannt wurden.
Der verlangte aber im Gegenzug, dass sie sich mal einig werden über das, was sie da glauben. Darum erzählt Dietz hier vor allem von Basilius von Caesarea (Basilius der Große) und geht dabei den Weg ab, den die ersten Christen im Ringen um ein gemeinsames Bekenntnis zum Glauben zurückgelegt haben.
Links:
Worthaus
Worthaus in Youtube
Basilius in Wikibedia
Basilius im ökumenischen Heiligenlexikon
Worthaus 10 – Tübingen: 4. Juni 2022 von Prof. Dr. Thorsten Dietz
Basilius: Unendliche Freude durch den Heiligen Geist
Nun wollen wir die Vorstellungen über den Geist, die uns gemeinsam sind, untersuchen, sowohl diejenigen, die von uns aus den Schriften über ihn zusammengetragen worden sind, als auch diejenigen, die wir aus der mündlichen Überlieferung der Väter erhalten haben.
Zunächst: Wer die Bezeichnungen des Geistes hört, wird der nicht in seiner Seele aufgerichtet? Hebt er nicht sein Denken zur höchsten Natur empor? Man spricht ja vom „Geist Gottes“ und vom „Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht“ (Jo 15,26), vom „geraden Geist“ und vom „lenkenden Geist“.
„Heiliger Geist“ ist die ihm eigentümliche und zukommende Bezeichnung, da das vornehmlich der Name des ganz Unkörperlichen, des rein Unstofflichen und Ungeteilten ist. Daher sagte auch der Herr, als er die Frau, die Gott an einem bestimmten Ort anbeten wollte, belehrte, dass das Unkörperliche unbegrenzt ist: „Gott ist Geist“ (Joh 4, 24).
Wer das Wort „Geist“ hört, der kann in seiner Vorstellung keine bestimmte Natur einbilden oder eine, die Wandlungen und Veränderungen unterworfen oder überhaupt der Schöpfung ähnlich ist; vielmehr erkennt er, wenn er sich mit seinen Gedanken zum Höchsten erhebt, mit Notwendigkeit ein Verstandeswesen, unendlich hinsichtlich der Kraft, unbegrenzt hinsichtlich der Größe, mit Zeiten und Ewigkeiten nicht zu messen, mit seinen Gütern freigebig.
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