In der Verkündigung geschieht Heilung und Weitergabe des Glaubens. Die Gewissheit dafür entsteht in der Anwesenheit des Geistes, der auf die Praxis Jesu hinweist. Gott ist im Heiligen Geist der Souverän der Kirche. Keine andere Gewissheit gibt es als die Form der Herabrufung des Heiligen Geistes. Jedes Gespräch über den Glauben braucht den Ruf zum Heiligen Geist. Die Predigt und das Evangelium kann nur unter dem Anruf des Heiligen Geistes geschehen, soll sie die gute Nachricht von Jesus Christus sein. Eine mögliche Form bietet das Gebet in der Lima-Liturgie:
Gnädiger und barmherziger Herr und Gott,
Du hast Deinen geliebten Sohn mit dem Heiligen Geist gesalbt
bei seiner Taufe am Jordan
und ihn zum Propheten, Priester und König eingesetzt:
Gieße von neuem Deinen Geist über uns aus,
dass wir unserer Berufung in der Taufe treu bleiben,
herzlich nach der Gemeinschaft
des Leibes und Blutes Christi verlangen
und den Armen Deines Volkes dienen
und allen, die unserer Liebe bedürfen:
durch Jesus Christus, Deinen Sohn, unseren Herrn,
der mit Dir lebt und regiert
in der Einheit des Heiligen Geistes,
ein Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.[1]
Dei Verbum 9 (des Zweiten Vatikanischen Konzils) bestimmt die Schrift als Gottes Rede, „insofern sie unter dem Anhauch des Heiligen Geistes schriftlich aufgezeichnet wurde. Die Heilige Überlieferung aber gibt das Wort Gottes, das von Christus dem Herrn und vom Heiligen Geist den Aposteln anvertraut wurde, unversehrt an deren Nachfolger weiter, damit sie es unter der erleuchtenden Führung des Geistes der Wahrheit in ihrer Verkündigung treu bewahren, erklären und ausbreiten. So ergibt sich, daß die Kirche ihre Gewißheit über alles Geoffenbarte nicht aus der Heiligen Schrift allein schöpft. Daher sollen beide mit gleicher Liebe und Achtung angenommen und verehrt werden“.[2]
Die Gewissheit über alles Geoffenbarte entsteht durch das Wirken des Heiligen Geistes. Die Interpretation der Schrift benötigt den Geist Gottes.
Die Herabrufung des Geistes, die Epiklese kann auch Heilung und Versöhnung bewirken. Paulus bittet die Korinther, sich mit Gott zu versöhnen: „Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat. Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!“ (2.Korinther 5,19) Die Kirche bittet die Menschen an Jesu Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!
[1] Dei Verbum http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_const_19651118_dei-verbum_ge.html
[2] https://www.oikoumene.org/de/resources/documents/the-eucharistic-liturgy-of-lima und https://christenwind.at/?p=534
Quelle: Michael Böhnke, Kirche in der Glaubenskrise. Eine pneumatologische Ekklesiologie. Freiburg 2013. 153-161