Wenn ich am Sonntag in den Gottesdienst gehe, treffe ich Menschen, die an Jesus glauben. Im Tabernakel, dem Allerheiligsten, ist Jesus durch das Brot als sein Leib anwesend. Deswegen brennt das ewige Licht. Was ich bis vor Kurzem nicht realisiert habe ist, dass sich die Anwesenheit Gottes im Heiligen Geist manifestiert.
Paulus schreibt an die Korinther: Keiner, der aus dem Geist redet, sagt: Jesus sei verflucht! Und keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ (1Kor 12,3) Das ist doch eigenartig. Wer also Jesus Christus als göttlichen Herrn sieht, hat den Heiligen Geist, aus dem redet. Wenn man weiter sucht findet man Folgendes:
Die Erneuerung der Liturgie durch das 2. Vatikanische Konzil geht einher mit der Anrufung des Heiligen Geistes. Die Konstitution über die heilige Liturgie, Sacrosanctum Concilium (SC)[1] schreibt: Die Menschen „empfangen den Geist der Kindschaft, „indem wir Abba, Vater, rufen“ (Röm 8,15)“ Über den Gottesdienst mit den Gebeten, der Verkündigung und die Eucharistie wird gesagt: „All das aber geschieht in der Kraft des Heiligen Geistes.“
Ohne eine Bitte zum Heiligen Geist geschieht in der Liturgie nichts. Gott ist als Heiliger Geist anwesend. Die Gesamtheit der Gläubigen rufen in Freiheit den Geist Gottes. „Epiklese“ wird dieses Herabrufen des Heiligen Geistes genannt. Es ist das bitten um seine Anwesenheit. Die Epiklese ist wegen der Anwesenheit Gottes im Heiligen Geist die Grundlage der Liturgie. Sie ist die Form des „sakramentalen Geschehens“[2]
Alle sieben Sakramente haben die Anrufung des Heiligen Geistes als Grundlage. Vor allem in der Messfeier[3] beten wir zum Heiligen Geist, aber auch in den anderen Sakramenten und Sakramentalien.
In der Epiklese im dritten Hochgebet heißt es:
Darum bitten wir dich, allmächtiger Gott: Heilige unsere Gaben durch deinen Geist, damit sie uns werden Leib und Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, der uns aufgetragen hat, dieses Geheimnis zu feiern.
Die Liturgie ist wegen ihres geistvollen Charakters eine Kraftquelle der Kirche. (Sacrosanctum Concilium 10, Lumen Gentium 11)
[1] http://www.vatican.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_const_19631204_sacrosanctum-concilium_ge.html
[2] Michael Böhnke, Kirche in der Glaubenskrise. Eine pneumatologische Ekklesiologie. Freiburg 2013. S. 162
[3] https://christenwind.at/?p=545 und https://christenwind.at/?tag=epiklese